Wetterau und Kreis Friedberg/Adressbuch 1915/Vorwort

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Wetterau und Kreis Friedberg/Adressbuch 1915
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Vorwort.

Die Spuren des Menschen in der Wetterau können wir bis etwa 2000 v. Chr. zurückverfolgen, bis in die „jüngere Steinzeit“. Namen und Herkunft der frühesten Bewohner unserer Gegenden sind unbekannt. Germanen lassen sich erst seit der Mitte des letzten vorchristlichen Jahrtausends als Bewohner Deutschlands nachweisen. Um 500 v. Chr. überfluteten die Kelten vom heutigen Frankreich (Gallien) aus auch unsere Wetterau (Salzsiedereien zu Nauheim !), mußten aber seit etwa 150 v. Chr. den südlich vordrängenden Germanen weichen. Zur Zeit des Augustus († 14 n. Chr.) wohnt das zu den Chatten gehörende Volk der Mattiaker in der Wetterau, und in Friedberg haben wir vielleicht das von des Kaisers Stiefsohn Drusus (12–9 v. Chr.) angelegte „Kastell (praesidium) im Taunusgebiet“ zu suchen. Seit Domitian (83 n. Chr.) ist die südliche und seit Hadrian (117–138) auch die nördliche Wetterau im Besitz der Römer. Caracalla (211–217) aber erst schuf den noch heute vielfach sichtbaren Grenzwall (Pfahlgraben, limes). Um 259 n. Chr. stürmten die Alamannen heran und trieben die Römer auf das linke Rheinufer, wurde jedoch, 500 n. Chr. etwa, von den Franken (Chlodwig I.) zur Räumung der Wetterau gezwungen, in der sich nun die mit den Franken verbündeten Hessen, die Nachfahren der Chatten, niederließen. Ihnen predigte der Irländer Kilian (um 687) und der Angelsachse Bonifatius († 754) zuerst das Christentum. Die Klöster Lorsch a. d. B. (764), Fulda (744) und Hersfeld (768) erschlossen alsdann die Wetterau vollends einer neuen Kultur. 732 hören wir zum erstenmal von „Wetterauern“ („Wedrevi“) und 736 von der Wetter-Au, dem „Wettergau“ („Wettereiba“). Er bestand aus 7 Untergauen mit je 12 oder mehr Dörfern, wurde aber in seinem einheitlichen Gefüge durch sie umfangreichen Schenkungen an die Kirche seit Karl dem Großen († 814) und durch das Erblichwerden der Lehen seit Konrad II. († 1039) so zerstückelt, daß der Schatten des 1347 errichteten Adolfsturmes in der Burg Friedberg an einem Sommertag die Länder von 7 Herren durchwanderte. Der politische Begriff Wetterau überragte ja den heutigen geographischen bei weitem. Denn früher rechnete man zur Wetterau 1.) Die Grafschaften Ober- und Nieder-Katzenelenbogen, Büdingen, Ysenburg, Hanau, Nassau, Dietz, Weilburg, Sayn, Wittgenstein, Wied, Westerburg, Königstein. 2.) Die Herrschaften Eppstein, Münzenberg, Runkel, Wiesbaden, Ortenberg und 3.) Die verbündeten Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Wetzlar und Gelnhausen. Die französische Revolution und das Gewaltregiment Napoleons haben mit diesem elenden Wirrwarr gründlich aufgeräumt, doch erst die Kriege 1813/15, 1866 und 1870 brachten endgültig Erlösung und Gesundung.

Und wenn vorliegendes Adreßbuch scheinbar übr die Grenzen der Wetterau hinausgreift, so gibt doch die Vergangenheit von Friedberg und der Wetterau und die jetzige Bedeutung und Verkehrslage der Stadt ein gutes Recht hierzu.

Dreher.