Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/4/164

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
GenWiki - Digitale Bibliothek
Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte
Register  |  1. Band  |  2. Band  |  3. Band
4. Band  |  Inhalt des 4. Bandes
<<<Vorherige Seite
[163]
Nächste Seite>>>
[165]
SH-Kirchengeschichte-4.djvu
unkorrigiert
Dieser Text wurde noch nicht korrekturgelesen und kann somit Fehler enthalten.

rechten zu verzehren. Es war, wie wir uns überzeugt haben, unstreitig von zeitalterlicher Nothwendigkeit, mit der Wahrheit, daß das Christenthum Leben sei, eine matt und träge gewordene Rechtgläubigkeit zu wecken. Das war die Sendung des Pietismus. Niemand wird demselben das Zeugniß versagen können, daß er an dies Ziel eine große Kraft gesetzt hat. Gott aber hat dem Pietismus eine reiche Segensernte beschieden. Er hat eine mächtige Bewegung in dem protestantischen Deutschland und über Deutschland hinaus, in Dänemark, Schweden und der Schweiz hervorgerufen. In allen Ständen hat er edle Lebenszeugen gehabt.“

Zu solchen Männern, welche auf ihre Orthodoxie ganz besonderes Gewicht legten, gehörte um jene Zeit vorzüglich auch der Königliche Generalsuperintendent Dr. Josua Schwartz (1684—1709), der aus seinem Vaterlande Pommern hatte flüchten müssen wegen einer heftigen gegen die Reformirten von ihm gehaltenen Predigt. Darauf war er in Schweden als Professor der Universität zu Lund angestellt worden, hier aber in Streit mit mehreren Universitätslehrern gerathen, so daß er auch von dort 1676 die Flucht ergreifen mußte. Darauf hatte er als Königlicher Hofprediger in Kopenhagen Anstellung gefunden, und den Streit gegen die Reformirten mit so großer Heftigkeit wieder aufgenommen, daß der König sich bewogen fand, ihn vom Hofe zu entfernen, und ihm die Generalsuperintendentur in den Herzogthümern zu übertragen, und zwar zuerst 1684 über Schleswig, 1689 auch über den Königlichen Antheil von Holstein. Zugleich führte er während des Sequesters 1684—89 die geistliche Aufsicht über den Gottorfischen Antheil. Es war aber während dieser Zeit, daß der Pietismus auch in den hiesigen Gegenden gespürt ward. Zu Eutin war 1678 Hofprediger und Superintendent geworden Johann Wilhelm Petersen und blieb daselbst bis 1688, da er den Ruf als Superintendent in Lüneburg annahm. Hier wurde er aber 1692 abgesetzt wegen seiner Meinungen vom tausendjährigen Reiche. Er war geboren den 1. Juni 1649 zu Osnabrück. In Frankfurt am Main wurde er mit Spener bekannt, der hier Senior der Geistlichkeit war, und hatte zuerst 1677 eine Anstellung zu Rostock als Professor der Poesie erhalten und bald darauf als Pastor an der Aegidien-Kirche zu Hannover. Er und seine Frau, Johanna Eleonora, geborene von und zu Merlau, kamen 1686