Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/1/247

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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte
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für Hof- und Kriegs-Dienste, der anfangs nicht erblich war, aber nach einer natürlichen Folge der Dinge es bald wurde. Gleichzeitig mit der festeren Gestaltung der christlichen Kirche tritt diese königliche Dienstmannschaft als eine neugeordnete hervor unter Knud dem Großen, ums Jahr 1018, mit einem besonderen Hofrecht (Witherlagh). Freilich England, woraus die Besoldung gezogen ward, ging verloren, und diese Anordnung der königlichen Hauskerle, so nannte man sie, sank später unter Niels sehr zusammen, aber der Drang und der Umschwung der Zeiten war dennoch der Erhebung eines Adelstandes günstig. Der Roßdienst ward in den Kriegen nothwendig; Erich Emund führte zum ersten Mal 1135 Pferde auf Schiffen mit sich, es ward dies seitdem fester Kriegsgebrauch; aber Roßdienst zu leisten war des einfachen Bonden Sache nicht. Erich Lamm vertheilte in dem inneren Kriege gegen Olav (1139—1141), um die Zahl der Kämpfer für seine Sache zu vermehren, verschwenderisch die Krongüter. Das zog an, brachte zu Ansehen und Vermögen. Es war überhaupt ein wunderbarer Umschwung in jenen Zeiten; es war eine Hemmung eingetreten, die nothwendig zu neuen Gestaltungen drängte. So wie die Kirche ihren Einfluß geltend machte zur Abschaffung des alten Freibeuterlebens, so drängten auch die Weltverhältnisse zur Aufgebung desselben, ja bald kam die Vergeltung durch die Wenden, die immer kühner und kühner, seitdem sie im eigenen Lande bedrängt waren, sich auf die See begaben und Dänemarks Küsten heimsuchten. Die Zeit erreichte ihr Ende wo, um mit Herder zu reden , [1] „alle Meere umher das Feld ziehender Abenteurer waren, denen der Raub wie ein Herings- oder Wallfischfang ein erlaubtes örtliches Gewerbe schien.“ Wie war, so lange es so stand, das Leben so leicht gewesen. Die Königssöhne und die Söhne der Großen des Landes und die Söhne der Bonden hatten auf die See gehen können. Sie brachten Beute oder kehrten nicht mehr heim. Zuletzt noch zu König Niels Zeiten hatte sein Brudersohn Harald Kefia auf Seeland ein völliges Raubnest angelegt, von wo aus Fremde und Landsleute ohne Unterschied geplündert wurden, bis endlich die Landschaft sich zusammenschlug, Bürger und Bauern, und Selbsthülfe dagegen gebrauchte, das Raubnest


  1. Herder Ideen zur Philosophie der Gesch. der Menschheit 2. Theil S. 396.