Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/1/235

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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte
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doch bis an den Abend sich noch immer wieder regen. Ein zähes Leben wohnt dem Grundcharakter der Völkerschaften auch inne, und dem aufmerksamen Beobachter wird noch jetzt häufig Vieles entgegentreten im Verkehr mit dem Volke, worin offenbar sich jene alten Grundanschauungen abspiegeln, die in ihren Wurzeln so fest mit dem Heidenthum verflochten waren. Es soll nicht unterlassen werden, im weiteren Verfolge bei Gelegenheit darauf aufmerksam zu machen. Wenn man dies aber in Erwägung zieht, ist es sehr begreiflich, wie mehrere Generationen vorübergehen mußten, bis die christlichen Ideen im Volke Raum gewannen, bis christliche, wenigstens christlichere Vorstellungen sich auch selbst den Worten und Ausdrücken unterlegten, mit denen sonst eine ganz andere Vorstellung verbunden worden war, und nun erst das Wort in seinem andern besseren Sinne wirkte.

Es ist dies ein sehr interessanter Punkt. Vor allem ist es ja doch das Wort, welches die Zugänge zum Herzen öffnet, welches der Träger der Gedanken, der Ideen, durch diese das mächtig wirkende ist. Aber wo nun an die Worte, welche aus dem vorhandenen Sprachschatze besonders hervorgehoben, vorzugsweise betont werden müssen, sich Nebenvorstellungen anknüpfen, die leicht wieder alles verwirren, da gehört schon etwas dazu, ehe das Neue sich seine rechte Ansdrucksweise, seine Sprache, schafft. Wir sehen dies noch heut zu Tage. Was knüpft sich nicht für Irriges an die beiden Wörter Buße und Glaube, welche die Prediger bei jedem ihrer Vorträge im Munde führen müssen und nicht entbehren können! Wie viele sind, welche dieselben bei weitem nicht nehmen in dem Sinne, in welchem sie dieselben wollen genommen haben und verstanden wissen .[1] So mochte es längere Zeit dauern, ehe selbst mit den Worten, die beim Vortrage der christlichen Lehren gebraucht werden mußten, sich die christlichen Ideen verbanden. Gut: der gute Mann war im Heidenthum der tapfere, tüchtige, auch der Mann von guter


  1. Es giebt in einzelnen Gegenden bekanntlich der Ausdrücke viele, die einen ganz andern, oft sogar entgegengesetzten Sinn in der Volkssprache haben, und an welche sich daher leicht eine ganz verkehrte Vorstellung knüpft. Das ist aber insonderheit da der Fall, wo die Volkssprache gewechselt hat, wie z. B. in Angeln.