Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/1/056

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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte
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sei, jene allgemeine Vorstellung von einer über Allem waltenden Gottheit, oder die Vorstellung von vielen Göttern, ist schwer zu sagen. Wer ist der alte Odin, Othin hin gamla? Wer Midodin? — Aber so wie wir in den Kreis der Vorstellungen, die der Naturanschauung entnommen sind, treten, verändert sich Odins Gestalt. Er ist nur eine von den vielen hier waltenden und wirkenden Mächten. Näher verbunden erscheint er mit zweien anderen, mit Thor und Frigga, und ihm und diesen untergeordnet treten zahlreiche himmlische Mächte hervor. Er ist der Himmelsgott; des Himmels Auge ist die Sonne — nur als einäugig kann er gelten: das andre Auge hat er verpfändet in Mimers Brunnen. Seine Gemahlin ist Frigga; das muß wohl die Erde sein. Als sein Sohn gilt Thor, der Donnerer, und dennoch ist es wiederum oft, als stünde Thor in größerem Ansehen. Es ist bekannt, wie bei den meisten Nationen dem Donnergotte die höchste Stelle eingeräumt ward, (man erinnere sich selbst nur an den Zeus und Jupiter der Griechen und Römer) — und so mag es bei den ältesten Bewohnern des Nordens auch gewesen sein. Manches in dem, was das Urvolk, das diese Länder bewohnte, hinterlassen hat, deutet darauf hin.[1]Schwerlich ward dies Urvolk ganz vertrieben oder vertilgt, als die germanischen Stämme einwanderten. Der Asa-Thor erhob sich daher leicht an den hohen Platz des älteren Donnergottes. Wie gewaltig er aber auch ist, und wie hoch er gehalten wird, so bleibt doch Odin der, an welchen es galt, sich anzuschließen, denn er ist nicht nur Alfadur, sondern auch Valfadur, der Vater der Krieger. Zu ihm nach Valhalla und zu der Gemeinschaft aller übrigen Asen kommen nur die Tapfern. Diese selbst sind eben darum auch die göttlichen und Guten, sie sind es, die dort sich sammeln, den Göttern beizustehen in dem letzten großen Kampfe, der ihnen bevorsteht. Hier ist der Anknüpfungspunkt leicht zu erkennen, wo die Religionsvorstellungen in das Leben eingriffen. Wie wenig wir auch in dem Nordischen Heidenthum es verkennen können, daß sehr Vieles seine Deutung darin findet, daß die Naturbetrachtung dichterisch aufgefaßt, so wenig sind es blos müssige Betrachtungen und Dichtungen, sondern es ist die Idee des Kampfes auf das Leben übertragen. Nicht zu einer


  1. Vgl. die 1. Anmerkung zum 1. Capitel.