Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/1/039

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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte
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unzertrennt bleiben, mußte diese Wirkung von selbst haben, und eines Zwanges bedurfte es dazu um so weniger, da Lust zu Abenteuern, Begierde nach Beute und Ruhm, der Reiz des ungebundenen Seelebens, die Neugier, fremde Länder zu sehen, mit dem Antrieb, den die Odinische Religion gab, welche nur dem ruhmvoll gefallenen Helden Walhallas Pforten als geöffnet in Aussicht stellte, sich vereinigten, die Vikingsfahrten zu fördern, zumal als erst die Bahn gebrochen war. Selbst der Besitzende schloß in den Jahren seiner Kraft sich nicht davon aus. Um die Königssöhne schaarten sich die Bondensöhne, und jene waren Seekönige. Weiß doch selbst die Rolf Krake-Saga davon zu erzählen, dass die beiden Söhne des Angeln-Königs Rerek-Breki alle drei Jahr mit der Herrschaft zu Lande und auf dem Meere wechselten. Und welchen Einfluß ein solches Vikings-Leben auf den ganzen Nationalcharakter haben mußte, ist leicht zu ermessen. Das Selbstvertrauen mußte bei solcher Lebensweise besonders genährt werden, bei dem wilden kriegerischen Leben jedes mildere Gefühl sich abstumpfen, sowie rohe Leidenschaftlichkeit immer zügelloser walten, die je zuweilen zu Anfällen völliger Raserei, zur Berserker-Wuth, sich steigerte. Wie die heimathlichen Bande sich für so viele immer mehr lösten, so lockerte sich auch das Band der Religion; es begegnen uns in den letzten Zeiten des Nordischen Heidenthums unter den Vikingern solche, die den Göttern nicht mehr opferten und sprachen: „Ich glaube nur an meine Kraft, an mein Schwert.“ Der kriegerische Geist theilte auch dem weiblichen Geschlechte sich mit: wir lesen von Schildjungfrauen (Skjoldmöer), die die Waffen führten. Was aber noch mit dieser ganzen Lebensweise zusammenhing, war die Sklaverei. Das Bedürfniß der Sklaven konnte leicht befriedigt werden, da man Menschen aus allen Ländern raubte; dem Sklaven aber war alle Arbeit zu Theil; dem freien Manne geziemte sie nicht. Die Lebensweise des großen Bonden ist nicht uneben der des westindischen Pflanzers verglichen worden, und allerdings derselben vergleichbar, nur wie sich versteht, unter ganz andern klimatischen Verhältnissen.

Diese nur in allgemeinen Zügen entworfene Schilderung wird hinreichend sein, uns einigermaaßen einen Blick thun zu lassen auf den Boden, den die christliche Kirche, als sie bis zu diesen Gegenden hin drang, vorfand. Welche Hindernisse waren hier zu beseitigen! Wie mußte erst gleichsam aus dem Rohen gearbeitet werden, um