Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/1/014

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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte
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üppiges Gras; es ist anfangs sumpfig und feucht, durch lange Bearbeitung hart geworden; es hat nicht nur reiche Viehzucht, sondern auch Ackerbau, und ist mit Deichen umgeben: aber die Fluthen brechen oft durch und überschwemmen es, daß Vieh und Saaten untergehen, denn das Land ist ganz eben, nur die Wohnungen sind erhöht, und im Winter ist es ganz von Wasser bedeckt. Die Felder bieten dann den Anblick eines großen Sees dar; die Natur hat es fast zweifelhaft gemacht, wohin man es zu rechnen habe, zum Land oder Meer, denn zu einer Zeit des Jahres segelt man, wo man zur andern pflügt. Diese Bemerkung, welche schon die alten Schriftsteller gemacht haben, daß man nicht wisse, ob man solche Gegenden dem Lande oder dem Meere zuzählen solle, ließ es ihnen wunderbar erscheinen, daß stellenweise der Boden sich bewege und erzittere [1]. Dies Land aber, berichtet Saxo weiter, bewohnt ein grobes und hartes Volk, aber ein rasches und behendes zugleich, das nicht mit schwerer Rüstung sich beladet, und leicht mit seinen Springstöcken über die Gräben setzt. Es war nicht mehr ein elendes Volk, die gens misera, von der Plinius redet; wenigstens berichtet die Egils-Saga, deren Begebenheiten in die Mitte des 10. Jahrhunderts fallen, schon von bevölkerten Dörfern, und reiche Beute an Vieh und anderem Gut wurde damals von hier weggeführt. Ueberhaupt mußte in der Folge, sowie bei verbessertem Deichbau und vermehrter Cultur der Ertrag der Marschländereien sich steigerte, gerade hier am ersten ein Wohlstand entstehen, der auch dazu beitrug, dem im Kampf mit den Elementen erstarkten Sinn der Marschbewohner noch mehr das Gepräge der Selbstständigkeit zu verleihen, das so oft in der Geschichte und noch jetzt uns entgegentritt.

Was aber von unsern Nordfriesen noch bemerkt werden mag, ist der Einfluß, den die Geschiedenheit ihres Gebietes von den Landschaften ihrer Stammgenossen, und wiederum die Zerrissenheit ihres


  1. Ob die Nordfriesischen Marschen einstmals nicht ganz ohne Waldung waren, ist zweifelhaft. Spuren davon finden sich im Schlick zwischen den Westsee-Inseln. Noch 1837 berichtet ein Prediger auf einer der Halligen von Baumwurzeln und abgebrochenen Stämmen von Eichen südöstlich von der Gröde in nicht großer Entfernung vom Lande, die vielleicht ⅛ Meile im Quadrat einnehmen; gleichfalls an der Nordwestseite von Hamburger Hallig.