Reisterbruch

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Wappen der Stadt Ragnit

R e i s t e r b r u c h

Bauerndorf im Kirchspiel Gr. Lenkeningken
Kreis Tilsit-Ragnit, O s t p r e u ß e n
_______________________________________________________

Landschaft im nördlichen Ostpreußen


Hierarchie


Logo Leerstelle.jpg

Bäuerliches Leben in Ostpreußen

Einleitung

Getreideernte im Kreis Tilsit-Ragnit

Reisterbruch, umgrenzt von den Dörfern Unter Eisseln, Heidenanger, Rautengrund, dem Heidewald (Schilliswald) und Klein Lenkeningken, lag etwa gleich weit im Dreieck zwischen der Memel und der Szeszuppe.

Allgemeine Informationen

Reisterbruch war mit seiner Größe von 226 ha und 27 Gehöften sowie seinen 150 Einwohnern eines der kleineren Dörfer des Kirchspiels Groß Lenkeningken. Reisterbruch gehörte zum Amt und Standesamtsbezirk Rautengrund und - da es keine Schule besaß - zum Schulverband des Nachbardorfes Heidenanger. Die Postzustellung erfolgte von der Agentur Ober Eisseln aus.

Politische Einteilung

Ein ostpreußischer Bauer beim Dengeln

Letzte Statistik 1939:

  • Reisterbruch (Einw.: 160, Fläche: 226 ha)
nach 1945 : Sosnovka / Сосновка

Reisterbruch gehörte seit dem 15.04.1874 zum Amtsbezirk Raudszen.

Kreiszugehörigkeit:

Kirchliche Einteilung / Zugehörigkeit

Reisterbruch gehörte bis zum 1. Oktober 1897 zum Kirchspiel Ragnit, danach zum neugebildeten Kirchspiel Groß Lenkeningken.

Geschichte

Seit wann Reisterbruch besteht, ist nicht genau feststellbar. Nach Erzählungen von alten Leuten sollen erste Siedler auf dem teils sandigen, teils moorigen und sumpfigen Boden, damals bewachsen mit Gestrüpp, kleinen Kiefern, Birken und Wacholder, in den Freiheitskämpfen von 1813-15 invalide gewordene Soldaten gewesen sein, die der Staat hier ansiedelte. Diese ehemaligen Soldaten haben Bäume und Sträucher gerodet, Gräben ausgehoben, Hügel teils mit Karren abgefahren und Mulden ausgefüllt und sie und ihre Nachfahren haben bei dem wenig fruchtbaren Boden selbst bei größtem Fleiß, Genügsamkeit und äußerster Zähigkeit nur eine bescheidene Existenz erreichen können.

Als das Gutsvorwerk Georgenwalde unter den Hammer kam und aufgesiedelt wurde, kam ein Teil dieses Gutsvorwerks, und zwar der um das Gehöft von Pusch herum liegende Teil zu Reisterbruch und wurde ebenfalls besiedelt.

Auch nach dem Krieg blieb Reisterbruch eine selbständige Gemeinde. Die Russen gaben dem Dorf den Namen Sosnowka / Сосновка. In der Zeit von 1945 bis 1992 wurde das Dorf jedoch aufgelassen, das heißt, daß heute keine Menschen in der Gemarkung von Reisterbruch mehr leben.
Die benachbarten Dörfer Heidenanger und Rautengrund wurden von den Russen zur Gemeinde Rjadino / Рядино zusammengefaßt. Dort sind noch einige Altbauten vorhanden.

Ortsbeschreibung

Reisterbruch Storch.JPG

Etwa 80 % der Dorfbewohner lebten als Landwirte und der Rest als Arbeiter oder Handwerker. Manche wurden auch Berufssoldaten oder zogen in die Städte oder in die Industriegebiete im Westen.

Bei dem wenig ertragreichen Boden bestand bei den Nationalsozialisten die Absicht, bei günstigem Kriegsausgang die Landwirte des Dorfes auf größere und ertragreichere Höfe im Osten anzusiedeln und Reisterbruch und auch das angrenzende wenig ertragreiche Gelände der Nachbargemeinden aufzuforsten.

Die Bevölkerung des Dorfes, deren Kinder die zweiklassige Volksschule in Heidenanger besuchten, insbesondere die erwachsene Jugend, war sehr aufgeschlossen, sang, musizierte und tanzte auch gern. In Ermangelung eines eigenen Lokals und eigener Vereine traf sie sich sowohl bei Nachbarn oder an der Brücke über den Berupgraben, wie auch z. B. Ostern bei der Schaukel im Walde oder man ging zusammen zur Szeszuppe nach Rautengrund, zum Kirchdorf Groß Lenkeningken, zum Sportplatz Unter Eisseln oder Ober Eisseln.

Reisterbruch mit seinem großen Waldbestand, zum Teil angrenzend an die Unter Eisselner Heide war auf dem besten Wege, neben den beiden Dörfern Unter Eisseln und Ober Eisseln mit ihrem großen Fremden- und Ausflugsverkehr, auch Nutznießer des Fremdenverkehrs zu werden, doch der Zweite Weltkrieg zerstörte alle in dieser Richtung laufenden Pläne.

Am 16. Oktober 1944 hat der letzte Bürgermeister des Dorfes Reisterbruch, Otto Kreutzmann, zusammen mit seinen Gemeindeangehörigen sein Heimatdorf verlassen müssen. Die Russen hatten zu dieser Zeit schon das Nordufer der Memel erreicht und es war damit höchste Zeit gewesen, den Räumungsbefehl zu geben. Vor der Inbesitznahme durch die Russen im Januar 1945 hat dann noch einmal Erna Groß in der Zeit vom 14. bis 17. 12. 1944 ihren Heimatort besucht. In unmittelbarer Nähe ihres Elternhauses fand sie zwei Bunker vor. Von Erna Groß stammen auch die Aufnahmen aus Reisterbruch, Heidenanger und Rautengrund für das Heimatbuch und die Übermittlung der Namen der im 2. Weltkrieg Gefallenen dieser drei Dörfer, soweit ihr dieselben bekannt sind. Den Leidensweg des Trecks sowie die Erlebnisse in den Jahren 1945 bis zur Ausweisung durch die Russen in Reisterbruch und Groß Lenkeningken berichtet ausführlich Helga Sahm, geb. Pusch.( Anm.: Unterseite wird noch erstellt) [1]

Bewohner.png Bewohner

Verluste unter der Bevölkerung im WK2

a) als Angehörige der Wehrmacht
Name Bemerkungen
Logo Leerstelle.jpg Breitenberg, Emil, Oberjäger Logo Leerstelle.jpg am 02.05.1941 auf Kreta gefallen
Logo Leerstelle.jpg Ballendat, Wilhelm Logo Leerstelle.jpg gefallen
Logo Leerstelle.jpg Gross, Otto, Oberfeldwebel Logo Leerstelle.jpg am 25.08.1941 bei Reval gefallen
Logo Leerstelle.jpg Girnus, Kurt, Obergefreiter Logo Leerstelle.jpg 1943 in Rußland von Partisanen erschossen
Logo Leerstelle.jpg Girnus, Paul Logo Leerstelle.jpg in einem Lazarett in Schlesien verstorben
Logo Leerstelle.jpg Guddat, Oskar Logo Leerstelle.jpg gefallen
Logo Leerstelle.jpg Guddat, Franz Logo Leerstelle.jpg gefallen
Logo Leerstelle.jpg Knopp, Will Logo Leerstelle.jpg gefallen
Logo Leerstelle.jpg Knopp, Walter Logo Leerstelle.jpg seit 1944 vermißt
Logo Leerstelle.jpg Kreutzmann, Leo Logo Leerstelle.jpg in Rußland vermißt
Logo Leerstelle.jpg Kreutzmann, Erich Logo Leerstelle.jpg am 19.10.1944 gefallen
Logo Leerstelle.jpg Meschkat, Adolf Friedrich Logo Leerstelle.jpg geboren am 25.09.1900 in Reisterbruch, gestorben in Rostock, am 10.06.1984
Logo Leerstelle.jpg Pintat, Paul Logo Leerstelle.jpg gefallen
Logo Leerstelle.jpg Pintat, Heinz Logo Leerstelle.jpg im Lazarett in Tilsit verstorben
Logo Leerstelle.jpg Perlebach, Otto Logo Leerstelle.jpg seit 1944 an der litauischen Grenze vermißt
Logo Leerstelle.jpg Szelies, Artur Logo Leerstelle.jpg 1941 in der Kalmückensteppe in Rußland erschossen
Logo Leerstelle.jpg Szelies, Waldemar Logo Leerstelle.jpg vermißt
Logo Leerstelle.jpg Singelmann, Fitz, Berufssoldat (Pilot) Logo Leerstelle.jpg nach vielen Feindflügen über England in Tilsit abgestürztLogo Leerstelle.jpg
Logo Leerstelle.jpg Sieg, Julius Logo Leerstelle.jpg seit Stalingrad vermißt
Logo Leerstelle.jpg Sieg, Albert, Berufssoldat Logo Leerstelle.jpg vermißt
Logo Leerstelle.jpg Scherreick, Artur Logo Leerstelle.jpg gefallen
Logo Leerstelle.jpg Willemeit, Eduard Logo Leerstelle.jpg vermißt


b) unter der Zivilbevölkerung
Name Bemerkungen
Logo Leerstelle.jpg Krause, Julius Logo Leerstelle.jpg in Reisterbruch verstorben
Logo Leerstelle.jpg Krause, Hermann Logo Leerstelle.jpg in Reisterbruch verstorben
Logo Leerstelle.jpg Kreutzmann, Klara, Wehrmachts-Angest. Logo Leerstelle.jpg am 13.12. In Marienburg verstorben
Logo Leerstelle.jpg Kurras, Hermann Logo Leerstelle.jpg Verbleib unbekannt
Logo Leerstelle.jpg Kurras, Franz Logo Leerstelle.jpg Verbleib unbekannt
Logo Leerstelle.jpg Otterburg Logo Leerstelle.jpg Verbleib unbekannt
Logo Leerstelle.jpg Pusch, Erwin Logo Leerstelle.jpg auf der Flucht von den Russen verschleppt,
Logo Leerstelle.jpgseitdem verschollen
Logo Leerstelle.jpg Singelmann, Edith Logo Leerstelle.jpg auf der Flucht in Sankt Albrecht bei Danzig verstorbenLogo Leerstelle.jpg
Logo Leerstelle.jpg Scherreick, Kurt Logo Leerstelle.jpg Verbleib unbekannt
Leider sind mit den aufgeführten Namen noch nicht alle Schicksale aufgeklärt, so dass mit
Sicherheit mehr als 25 % der zu Kriegsbeginn in Reisterbruch wohnhaft gewesenen
Dorfbevölkerung im Zweiten Weltkrieg oder auf der Flucht umgekommen sind.
Mädchen am Ufer des Memelstromes
Brotbacken in Ostpreußen

Icon Literatur.jpg Literatur

Bibliografie


Verschiedenes

Compgen-Metasuche.png nach dem Ort: Reisterbruch

Karten

Reisterbruch auf dem MTB Baltupönen, nach 1939

Logo Leerstelle.jpg

Reisterbruch auf dem MTB Baltupönen, 1936


Weblinks

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Quellen, Einzelnachweise

  1. Quelle: Auszug aus dem Heimatbuch "Am Memelstrom und Ostfluß", von Ernst Hofer © 1967; Herausgeber Kreisgemeinschaft Tilsit-Ragnit e.V. - Wiederauflage 1994

Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis

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