Grafschaft Flandern

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Bedeutung

Im Mittelalter und der frühen Neuzeit war die Grafschaft Flandern eine bedeutende Verwaltungseinheit in Europa. Sie erstreckte sich über das Gebiet, das heute die Region Flandern in Belgien sowie Teile Nordfrankreichs umfasst. Folgend einige Merkmale und Aspekte der Grafschaft Flandern als Verwaltungseinheit im Mittelalter:

1. Territorium: Die Grafschaft Flandern umfasste eine ausgedehnte Region, die sich von der Nordseeküste bis zu den Flüssen Schelde und Leie erstreckte. Sie umfasste Städte wie Brügge, Gent und Lille sowie zahlreiche Dörfer und Landgebiete.
2. Grafen von Flandern: Die Grafschaft Flandern wurde von einer Reihe von Grafen regiert, die aus der Dynastie der Grafen von Flandern stammten. Sie hatten eine herausragende Stellung im mittelalterlichen Europa und waren Vasallen des französischen Königs.
3. Verwaltung: Der Graf von Flandern war der oberste Verwalter der Grafschaft. Er hatte die Kontrolle über die Verwaltung, die Rechtsprechung und die Finanzen. Der Graf ernannte Beamte und Vertreter, um in seinem Namen zu handeln und die täglichen Verwaltungsaufgaben zu übernehmen.
4. Rechtsprechung: Die Grafschaft Flandern hatte ein eigenes Rechtssystem und eigene Gerichte. Der Graf von Flandern war der oberste Richter und hielt Gerichtsversammlungen ab, um Rechtsfälle zu verhandeln und Urteile zu sprechen.
5. Wirtschaftliche Bedeutung: Die Grafschaft Flandern war im Mittelalter eine wohlhabende Region mit einer blühenden Wirtschaft. Sie war bekannt für ihre Textilproduktion, insbesondere die Herstellung von hochwertigen Tuchen wie Flämische Wolle. Der Handel und die Industrie waren wichtige Säulen der flämischen Wirtschaft.
6. Städtische Autonomie: In der Grafschaft Flandern entwickelten sich im Laufe der Zeit starke städtische Gemeinschaften. Die Städte hatten gewisse Autonomie und genossen wirtschaftliche und politische Freiheiten, was zu einer einzigartigen städtischen Kultur und Entwicklung führte.
7. Politische Bedeutung: Aufgrund seiner strategischen Lage und seines Reichtums hatte die Grafschaft Flandern eine hohe politische Bedeutung. Es gab oft Spannungen und Konflikte zwischen den Grafen von Flandern und den benachbarten Königreichen und Herzogtümern, insbesondere mit dem Königreich Frankreich.

Die Grafschaft Flandern war eine der mächtigsten und wohlhabendsten Verwaltungseinheiten im mittelalterlichen Europa. Sie spielte eine entscheidende Rolle im Handel, der Textilproduktion und der politischen Entwicklung der Region. Die Geschichte der Grafschaft Flandern ist eng mit der allgemeinen Geschichte Europas im Mittelalter verbunden.

Geschichte

Der im 7. Jahrhundert erstmals belegte Name Flandern (Flachland) bezeichnete vom 9. Jahrhundert an eine Grafschaft zwischen Schelde, Canche und Nordsee. 843 kam das Gebiet zum westfränkischen Reich.

Die Grafschaft war französisches Lehen der Familie der Balduine (Kron-Flandern), von denen Balduin I. Schwiegersohn Karls des Kahlen war, und reichte im Osten bis Gent und Kortrijk, an, der Nordseeküste bis Boulogne. Unter Arnold 1. (918-65) kam Artois hinzu.

Im Jahre 1056 belehnte Kaiser Heinrich III. Graf Balduin V. mit dem nördlichen Land der vier Ambachten und der Landschaft Aalst östlich der Scheide (Reichs-Flandern), wovon das Mündungsgebiet der Scheide und die Mark Antwerpen behauptet wurden.

Die Schutzherrschaft über das Hochstift Cambrai gewannen die Grafen im Jahre 1107. 1191 ging die Grafschaft Flandern über die Erbtochter an einen Grafen des Hennegau über. Der Versuch des französischen Königs, Flandern nach 1214 fester an sich zu binden, scheiterte 1302 (Niederlage von Kortrijk).

Die Grafschaft Namur erlangten die Grafen von Flandern m Jahre 1262. 1384/5 kam Flandern mit Artois nach dem Aussterben der hennegauischen Grafen über die Erbtochter an das Herzogtum Burgund und 1477 mit Burgund über Maria von Burgund an Habsburg, wobei Artois zwischen Habsburg und Frankreich umstritten blieb. 1556 wurde Flandern der spanischen Linie Habsburgs zugeteilt.

Der Norden fiel 1648 an die Republik der Vereinigten Niederlande (Generalstaaten,

Staatsflandern: Das freie Land von Sluis mit den Städten Sluis, Aardenburg und Dostburg, dem Amt Aardenburg, einem Teil der Grafschaft Middelburg und dem Amt Dostburg, der Insel Razand, Stadt und Amt Ysendyk und der Stadt Biervliet und das Hulsteramt).

Artois und andere flandrische Gebiete kamen 1659/68/78 an Frankreich (das Quartier des Freilandes mit den Städten und Kastellaneien Gravelingen, Bourbourg und Bergues, das Quartier Cassel mit der Stadl und Kastellanei Cassel und der Kastellanei Bailleul und das Quartier oder Land l'Isle oder Lille mit der Stadt und Kastellanei Lille und den Ämtern Orchies und Donay).

Das verbliebene Flandern gelangte 1714 mit einem Teil der spanischen Erbschaft an Österreich, 1794 an Frankreich, 1814 an die Niederlande und 1830 überwiegend an Belgien.[1]

Literatur

  • Vanderkindere, L.: La formation territoriale des principautes belges, Bd. 1-2 (1902)
  • Sproemberg, H.: Die Entstehung der Grafschaft Flandern (1935)
  • Geschiedenis van Vlaanderen, hg. von R. van Roosbroeck Bd. 1-6 (Amsterdam 1936 ff)
  • Broecks, J.L.: Flandria nostra, Bd. 1-5 (Antwerpen 1957)
  • Domke, H., Flandern, das burgundische Erbe (1964)
  • Roosbroeck, R. van, Geschichte Flanderns (1968)

Fußnoten

  1. Quelle: Köbler, Gerhard: Historisches Lexikon der deutschen Länder (1988)

Artikel Grafschaft Flandern. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie.