Die evangelischen Kirchenbücher im Regierungsbezirk Wiesbaden (Spiess)/09

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Die evangelischen Kirchenbücher im Regierungsbezirk Wiesbaden (Spiess)
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      Verheerend haben auch die Brände gewirkt. Das Biedenkopfer „Neue“ Kirchenbuch ist „nach dem grossen Brand, so am 28. Juli 1717 mittags kurz vor 11 Uhr angefangen und auch 147 Bäue, darunter auch alle Pfarrgebäude und in demselben die meisten Pfarr- und Kirchensachen verzehret hat, angefangen worden am 8. August 1717.“ In Buchenau vernichtete 1745 ein Brand das Pfarrhaus; die jetzigen Kirchenbücher beginnen 1747, die älteren sind also damals mitverbrannt. Dasselbe berichtet die Chronik von Dienethal. Im Trauregister von Driedorf vom Jahre 1672 steht die Nachricht, dass die älteren vorhandenen Kirchenbücher verbrannten, als am 21. Juni 1672 „der gerechte Gott diess Stättlein Driedorff mit einer grausamen Feuersbrunst heimgesucht“. Als im Jahre 1685 Pfarrer Rauch in Ems ein neues Kirchenbuch anlegte, weist er darauf hin, dass durch Brand des Pfarrhauses am 28. Juli 1683 auch die Kirchenbücher verbrannten. In Esch gingen 1793 durch einen Zimmerbrand alle Kirchenbücher und Pfarrakten verloren. Im Jahre 1773 brannte ganz Frohnhausen (Dill), darunter auch Kirche und Pfarrhaus, ab; durch den Brand ist alles vernichtet worden, nur einige alte Bücher, Hefte und Zeitschriften sind erhalten. Das noch erhaltene „Kirchenprotokoll“ von Haiger vom Jahre 1630 lässt auf das Vorhandensein älterer Register mit Bestimmtheit schliessen; sie sind bei dem entsetzlichen Brand am 8. Mai 1723 alle zugrunde gegangen. Ungewiss lautet die Nachricht aus Hatzfeld; hier sollen die älteren Kirchenbücher verbrannt sein, als im Jahre 1624 der reformierte Pfarrer removiert wurde. Das Kirchenbuch zu Laufenselden meldet, dass „am 9. Oktober 1691 das Pfarrhaus . . . , alle Kirchenregister, Kasten-Rechnungen und andere Documente verbrand“ seien; ein Auszug aus den verbrannten Registern ist in der in Ackerbach befindlichen „series pastorum“ noch vorhanden. Pfarrer Müller in Münster schreibt im Jahre 1768: „Nach der Erzählung meines vielgeliebten in Gott seligen verstorbenen Vaters sind in einer längst und abermaligen erlittenen starken Feuersbrunst unterm 2. Oktober des abgewichenen Jahres 1730. Da dann auch die wütende Flamme in dem Dorfe Münster an die 40 Gebäude jämmerlich eingeäschert haben: und hierbei sind Urkunden der Pastorei zugehörig, viele verloren gegangen.“[1] In Seelbach vernichtete im August 1873 ein Brand alle Kirchenbücher, Akten und Urkunden; auch in Selters bei Weilburg konnte nichts gerettet werden, als am 18. August 1706 ein grosser Teil des Dorfes nebst sämtlichen Pfarreigebäuden niederbrannte. Da die jetzigen Kirchenbücher in Usingen nur bis 1625 zurückgehen, am 6. Mai 1624 ein grosser Brand in der Stadt gewütet hat, ist auch hier ein Verlust der älteren Kirchenbücher wahrscheinlich.

      Mit dieser Aufzählung ist die Verlustliste noch keineswegs erschöpft. In den meisten Fällen sind die Ursachen, die den Verlust herbeiführten, nicht mehr festzustellen. Ein im Pfarrarchiv zu Ackerbach befindlicher Bericht des Pfarrers Ceporinus (1606—1628) vom 19. Febr. 1628 lässt erkennen, dass die ältesten Kirchenbücher nicht mehr vorhanden sind.[2] Da das jetzt älteste Taufbuch erst 1659, die anderen Register noch später beginnen, wird man sogar


  1. Fink, Ortskunde. S. 27.
  2. Anm. 2.