Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/4/067

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
GenWiki - Digitale Bibliothek
Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte
Register  |  1. Band  |  2. Band  |  3. Band
4. Band  |  Inhalt des 4. Bandes
<<<Vorherige Seite
[066]
Nächste Seite>>>
[068]
SH-Kirchengeschichte-4.djvu
unkorrigiert
Dieser Text wurde noch nicht korrekturgelesen und kann somit Fehler enthalten.

Melanchthon's Examen, und zur Weckung der Andacht waren bestimmt die Morgen-, Mittags- und Abendgebete, das vierstimmige Absingen einzelner Psalmen in Buchanan's metrischer Uebersetzung, das Herlesen eines Capitels der Bibel, und das Hören der Predigt in der Kirche, aus welcher die Primaner und Secundaner den Lehrern kurze Aufzeichnungen vorzulegen hatten.

Zuletzt ward in der Schrift Oldenburg's eine gute Schulzucht empfohlen, denn ohne sie sei bei der großen Verderbtheit des Jahrhunderts wenig zu erreichen, und in der Besprechung der Schuldisciplin giebt er manche Winke für die Schulmänner seiner Zeit mit Rücksicht auf das Benehmen der Schüler in der Schule, in der Kirche, auf der Straße oder an anderen Orten, und seine Bemerkungen geben einen feinen pädagogischen Blick zu erkennen. Er war gar kein Freund des damals herrschenden Prügelsystems in den Schulen, sondern empfiehlt andere Strafmittel, wie Nachsitzen u. dergl. Hierbei empfiehlt er den Lehrern angelegentlich, die Verschiedenheit der Charaktere der Schüler zu berücksichtigen und nicht ungleiche stets auf gleiche Weise zu behandeln, sondern verschiedenartige Straf- und Besserungsmittel zur Hand zu nehmen.

Als Resultat einer Würdigung des Rectors Oldenburg als Schulmann liegt uns folgendes sachverständige Urtheil[1] vor: „Oldenburg nimmt freilich, dem Geiste seiner Zeit folgend, ein viel zu engbegrenztes Ziel der zu erreichenden Schulbildung an, und auch in diesem engumsteckten Gebiet strebt er mehr nach Ansammlung von Kenntnissen, als nach geistiger Durchbildung; andrerseits aber ist ihm ein klarer pädagogischer Blick eigen, der nicht selten weiter sieht als seine Zeit. Alles Sprunghafte und Unvermittelte sucht er zu entfernen; den Weg zu seinem Ziele steckt er mit mathematischer Genauigkeit ab. Denn was man auch von der Verkehrtheit dieser alten lateinischen Schulmeister sagen mag, Eins besaßen sie in beneidenswerther Sicherheit: ein festes, unverrückbares Ziel und eine ebenso feste, unverrückbare Methode, dies Ziel zu erreichen. Dies Gefühl der Sicherheit tritt uns auch bei Oldenburg überall entgegen; das Ganze ist aus vollem Leben herausgeschnitten. Selbst der Umstand, daß die vorgelegte Methode nicht sein alleiniges Werk ist, vermindert unser Interesse nicht. Er sagt es geradezu: „was


  1. Dr. Kallsen, a. a. O. S. 18.