Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/3/315

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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte
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wohlthätig bis zur Verschwendung ihres Vermögens[1]. Als Schülerin von Teting wurde sie Schriftstellerin und war nicht ohne Geist und Kenntnisse, verirrte sich aber immer mehr in ihre phantastischen Anschauungen, und war von bitterem Hasse erfüllt gegen die bestehende Kirche und deren Diener, die sie oft auf unziemliche Art angriff. Als sie in Husum in ihrem Hause eine Privatcapelle einrichtete, berief sie sich auf die besonderen Privilegien ihres Freihauses. Das Husumer Ministerium wurde klagbar bei der Herzogin-Wittwe Augusta, die auf dem Schlosse zu Husum ihren Wittwensitz hatte. Die Frau Hoyer wurde aber vom Hofe beschützt und blieb unangefochten in Husum, bis sie 1632 in erbitterter Stimmung nach Schweden ging, empfohlen von der Herzogin Augusta an die verwittwete schwedische Königin Maria Eleonora, die hinterlassene Gemahlin von Gustav Adolph. Die Frau Hoyer fuhr aber in Schweden fort, in Prosa und in Versen heftig gegen die hiesige Geistlichkeit zu eifern. Sie und ihre drei Söhne blieben in Schweden, wo sie nach 1648 gestorben ist. In ihren plattdeutschen und hochdeutschen Gedichten herrscht eine auffällige Derbheit und die grobe Geschmacklosigkeit jener Epoche. Dieselben erschienen gedruckt 1650 zu Amsterdam bei Ludewig Elzevir, unter dem Titel: „Geistliche und weltliche Poemata“[2].

Gleichwie man ein wachsames Auge hatte auf alle und jede Regung, die von den „Schwarmgeistern“ ausging, wie man von der Reformation her Wiedertäufer und Andere, welche mehr oder weniger mit ihnen in Verbindung standen, zu nennen pflegte: so war man auf der anderen Seite nicht minder wachsam hinsichtlich der Reformirten und aller derjenigen, die in irgend einer Weise sich zu ihnen hinzuneigen schienen. Schon längst witterte man in der lutherischen Kirche geheime Calvinisten, und dieser Krypto-Calvinismus wurde mündlich und schriftlich sehr viel verhandelt. In unserem Lande kam es aber wirklich dahin, daß diese Sache


  1. Man findet über Lohmann, Teting und die Anna Hoyers ausführliche Nachrichten in Kraffts „Jubel-Gedächtniß“ S. 16l ff. und S. 463—501 als Beilagen viele auf diesen Streit sich beziehende Aktenstücke abgedruckt, auch werden S. 173—177 die irrigen Angaben über diese Streitigkeiten berichtigt, die in Arnolds „Kirchen- und Ketzer-Historie“ sich finden.
  2. Das Portrait der Anna Owena Hoyer ist zu sehen in Westphalen, Mon. Ined. T. IV, Tab. 28.