Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/3/252

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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte
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besucht oder auf Universitäten studirt hatten, und daher in der lateinischen Sprache zu unterrichten fähig waren[1].

Dabei ließen es aber die Dithmarscher nicht bewenden. Nach dem die Reformation angenommen und organisirt war, kam man sehr bald auf die Idee, eine Höhere Schule für das ganze Land zu gründen, um Schüler für die Universität gehörig vorzubereiten. Der Urheber dieses Planes war hauptsächlich der Superintendent M. Nicolaus Boje, Hauptpastor in Meldorf, der in Wittenberg studirt und sich persönlich mit Luther und Melanchthon befreundet hatte. Wir haben diesen edelgesinnten und hellsehenden Mann schon als den ersten Anreger der Reformationsbewegung in seinem Heimathslande kennen gelernt, und jetzt trug er ganz im Geiste der Reformatoren darauf an, das von den Mönchen geräumte Dominicanerkloster in Meldorf für eine zu stiftende Gelehrtenschule zu verwenden. Sein Vorschlag fand im Lande Anklang aber auch Opposition, und letztere von gewichtvollen Stimmen, daher in der kleinen Republik, in welcher nicht von Oben her nur befohlen ward, nicht so leicht zu besiegen. Unter den Opponenten war selbst sein College und Geschlechtsgenosse, der gleichnamige Superintendent und Hauptpastor Nicolaus Boje in Wesselburen, dessen Wirksamkeit und Charakterfestigkeit bei der Durchführung der Reformation wir nicht minder schon kennen. Man meinte, die Anlegung einer Gelehrtenschule in Meldorf, der alten aber kleinen Stadt, würde nicht am rechten Orte sein; denn wohlhabende Leute im Lande würden wahrscheinlich lieber ihre Söhne zu einer höheren Ausbildung in größere Städte schicken, wobei wohl an das Catharineum in Lübeck oder das Johanneum in Hamburg gedacht ward. Die Meinung ging deshalb dahin, daß es rathsamer sein möchte, die Klostergelder für Stipendien an Studirende aus Dithmarschen zu benutzen. Allein der Meldorfer Superintendent beharrte fest bei seinem Plane und drang bei den Achtundvierzigern und in der Landesversammlung damit durch. Somit kam es zu dem Landesschlusse, in dem Klostergebäude zu Meldorf eine Gelehrte Landesschule zu errichten[2]. Die darüber im Namen der Achtundvierzig


  1. Man vergl. darüber Boltens Dithmars. Gesch. S. 403 ff.
  2. H. Dohrn (Rector), Stoff zu einer Geschichte der Schule. Programm zu der dreihundertjährigen Stiftungsfeier der Gelehrtenschule in Meldorf. 1840. W. H. Kolster (Director), Aelteste Actenstücke über die Geschichte der Meldorfer Schule, besonders über ihr Verhältniß zur Kirchenverwaltung. (Meldorf 1875.)