Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/3/188

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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte
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ihr Herz dadurch zu gottseligen Gedanken erwecken, „vnde darmede der schendtlyken Bolen-Leder vnde anderer Godslesterlyken Ryppelreye vörlathen, vnde thom lesten vörgheten. Vnde insunderheit, dewyle disse Gedichte vnder den olden schönen Melodyen mögen gesungen werden, de dar thovörn tho den lichtverdigen Lederen synt mißbruket geworden“[1].

Es darf hier nicht unerwähnt bleiben, daß auch ursprünglich plattdeutsche Gesänge in unserm Lande verfaßt wurden. So z. B von Nicolaus Boje zu Weßlingburen ein Loblied oder Gratias nach Genießung des Abendmahls und ein Gratias nach der Mahlzeit, beide mit dem Anfange: „O Godt, wy danken dyner güde“. Es finden sich diese beiden Lieder schon in dem zu Magdeburg 1543 gedruckten Gesangbuche.

Was übrigens das Singen der Gemeinde in der Kirche betrifft, so geschah das nicht wie jetzt nach einem und demselben Liederbuche, denn die Meisten werden aus dem Kopfe gesungen haben. Wir wollen darüber ein zuverlässiges Zeugniß[2] anführen, welches so lautet: „Die kleine Zahl von Liedern, die in der Kirche wirklich gesungen wurden, prägten sich dem Gedächtnisse leicht ein, vielleicht mochten bei unbekannteren Liedern die Zeilen vorgesprochen werden. Die aber Gesangbücher mitgebracht, hatten keineswegs ein und dasselbe, der Eine mochte ein Lübecker, der Andere ein Rostocker, der Dritte ein Rigaer, der Vierte ein Magdeburger haben, Andere wiederum eins der Hamburger. Die für den Volksgebrauch bestimmten drei Hamburgischen waren nun im höchsten Grade bequem und compendiös, sie waren so klein, daß man sie füglich in den Handschuh schieben konnte, wenn man zur Kirche ging. Aber ging denn aus einer solchen Regellosigkeit nicht große Unordnung hervor? Das war doch so lange nicht zu besorgen, als die Zahl der Lieder klein war, die Texte der Lieder nicht von einander abwichen und im Gedächtnisse des Volkes lebten, und Jeder ein, gar nicht nach der Nummer, sondern nach den Anfangsworten vom Prediger bezeichnetes Lied in seinem Büchlein leicht zu finden wußte.“ Allein im


  1. Vgl. Wackernagel S. 787 und die daselbst S. 835 und 836 abgedruckte Zueignung, nach der es scheint, als ob der Buchbinder Pawel Knufflock zu Lübeck, bei dem dieses Buch gedruckt ist, überhaupt einen nicht unbedeutenden Vertrieb von geistlichen Schriften gehabt habe.
  2. Joh. Geffcken, a. a. O. Einleitung S. XVII.