Herforder Chronik (1910)/529

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Herforder Chronik (1910)
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1818

Baumwollen Spinnerey des Kaufmanns Schrewe, auf welche 6700 Spindel jährlich etwa 90 000 (?) Garn fabricirt werden.

Webestühle für Leinewand zählt man 48 Stück.

Die außerordentlichen Leistungen der Stadt zu würdigen, sey es hier bemerkt, daß dieselbe in dem Zeitraum vom 30. Novbr. 1806 bis Ende Novemb. 1813 die Summe von 47 283 Thl. extraordinair zu zahlen gezwungen gewesen ist, ungerechnet den bedeutenden Aufwand, den die Stadt hat machen müssen für Verpflegung und teilweise Bekleidung durchreisender Soldaten. Das außerordentliche Deficit, welches dadurch in der Cämmerey-Casse entstanden war, machte in dem Jahre 1818 eine außerordentliche Einkommen Steuer von 5244 Thl. nothwendig.

Nach dieser statistischen Übersicht nimmt der Chronist die regelrechte Berichterstattung wieder auf. Allein, es fehlen jetzt die aufregenden Berichte, denn der Kriegssturm hatte sich ausgetobt. Und wenn auch noch nicht alle Wunden vernarbt, alle Herzen über die unwiederbringlichen Verluste getröstet waren, so galt es jetzt, sich mit dem Vergangenen abzufinden. Man ging wieder fleißig an die Arbeit, um das Verlorene zu ersetzen, und in diesem wieder eintretenden ruhigen Gleichmaß des täglichen Lebens nahm Herford langsam wieder das wenig interessante Gesicht an, durch welches sich deutsche Kleinstädte damaliger Zeit auszuzeichnen pflegten.

Der Chronist kann von diesem Jahre 1818 nicht viel vermelden, und unter der geringen Zahl seiner Mitteilungen ist wenig, das über das Alltägliche hinausragt: Ungewöhnliche Hitze oder Kälte zu ungelegener Zeit, Unglücksfälle durch Ertrinken in der Werre, Gewitter mit Schadenfeuer, die Jubelfeier des Küsters und Schullehrers Hedinger am 3. Mai, von der Einrichtung der Superintendentur im Synodalbezirk Herford (Johanning wird Superintendent), von der Errichtung der „Abituriant“-Prüfungskommission des Gymnasiums, von Feiern der Vision und der Schlacht bei Belle-Alliance am 18. Juni, des Geburtstages des Königs am 3. Aug. und der „bürgerlichen“ Feier der Leipziger Schlacht am 18. Okt.

Monatlich aber verzeichnet der Chronist gewissenhaft die Getreidepreise, und da diese manchem Leser für die Beurteilung damaliger wirtschaftlicher Verhältnisse einen Anhalt bieten können, seien sie hier zusammengestellt. Wenn aber Schwettmann S. 72 schreibt: „bis 1820 herrschten Mangel und Bedrängnis und nach dem Mißwachs von 1817 kostete ein Scheffel Roggen fünf Thaler“, so muß in dieser Preisangabe ein Irrtum vorliegen, denn unser Chronist, der die Kornpreise jedes Jahres bis 1866 tabellarisch mit der Unterschrift des Magistrats bringt, verzeichnet nur in den 50er Jahren für den Roggen als höchsten Preis 3 Thl.