Die Probstei in Wort und Bild/158

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
GenWiki - Digitale Bibliothek
Die Probstei in Wort und Bild
Inhalt
<<<Vorherige Seite
[157]
Nächste Seite>>>
[159]
Probstei in Wort und Bild.djvu
Hilfe zur Nutzung von DjVu-Dateien
Texterfassung: korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Bevor dieser Text als fertig markiert werden kann, ist jedoch noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.


Wenn es nun auch allgemein als dringend erwünscht und notwendig bezeichnet wird, zur Sicherung der gefährdetsten Deichstrecken bei der Schmoeler Scheide und der Kate Brasilien schon im nächsten Jahre in gleicher Weise mit der Herstellung von Betondecken fortzufahren, so wird doch leider davon abgesehen werden müssen, wenn nicht von der Provinz oder dem Staate erhebliche Beihilfen zu den Kosten bewilligt werden; denn die Mittel des Verbandes sind erschöpft und eine Erhöhung der Deichsteuer erscheint nicht angängig.

Obgleich nicht nur von der Kreis-Aufsichtsbehörde, sondern auch von höheren Beamten, welche die Probsteier Deichanlagen hin und wieder besichtigt haben, den Verbandswerken stets das größte Interesse entgegengebracht ist, sind doch bis jetzt Anträge auf Ermäßigung der Deichlasten durch Gewährung von Beihilfen stets abschlägig beschieden.


Ein letzter Blick in die heutige Probstei.

Von altersher wurde in der Probstei der Kornbau als Haupterwerbsquelle angesehen. Probsteier Saatkorn war immer sehr gesucht. Zur Gewinnung von Saatgut wurde das Winterkorn unmittelbar nach der Ernte oberflächlich gedroschen (gekloppt), wodurch nur das beste Korn gewonnen ward. Heute verwendet man fast ausschließlich Dreschmaschinen. Diese bedingen wiederum die Reinigungsmaschinen.

Mit Probsteier Saatkorn wurde allezeit viel Schwindel getrieben und manche Ware unter falscher Flagge an den Markt gebracht. Unter dieser Veranlassung bildete sich hier im Jahre 1885 eine Verkaufsgenossenschaft. Sie hat sich zur Aufgabe gestellt:

1. Die Qualität des Probsteier Kornes durch sorgfältigste Auswahl des eigenen Saatguts zu verbessern.

2. Nur gutes und reines, von den Mitgliedern der Genossenschaft gezüchtetes Getreide durch Vermittlung des Vorstandes auf direktem Wege an Abnehmer zu bringen.

Die Verkaufsgenossenschaft zählt gegenwärtig 44 Mitglieder. Sie hat seit ihrem Bestehen Probsteier Saatkorn versendet nach Ost- und Westpreußen, Posen, Pommern, Brandenburg, Schlesien, Hannover, Westfalen, der Rheinprovinz, Provinz Sachsen, Hessen-Nassau, Bayern, Königreich Sachsen, Württemberg, Baden, Mecklenburg, Oldenburg, Braunschweig, Thüringen, Elsaß-Lothringen, wie auch nach Rußland, Oesterreich-Ungarn, Belgien, Holland und Schweden.

Die beiden alten Weizensorten, die sich früher sehr bewährten, sind gänzlich abgethan. Sie litten unter dem Rostpilz und gaben infolgedessen mäßige Erträge an Korn und Stroh. Man mußte sich nach einer dem Rostpilz widerstandsfähigeren Sorte umsehen. Nach manchen gescheiterten Versuchen hat man in dem shirriffs square head denjenigen Weizen gefunden, der sich als ausgezeichnete Sorte rasch die Oberhand erworben hat.

Auch auf Viehzucht hat man das Augenmerk gerichtet. Es bestehen zur Zeit 7 Genossenschaftsmeiereien. Die ersten Meiereien wurden 1886 gegründet. Schweinezucht und Schweinemast werden mit Erfolg betrieben. Vieh- und Pferdezuchtvereine sind thätig. In jüngster Zeit hat sich auch ein Ziegenzuchtverein gebildet, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, das heimische Ziegenmaterial, welches durch jahrelange Inzucht minderwertig geworden, zu heben.

Unsere beiden landwirtschaftlichen Vereine haben viel zur Hebung der Landwirtschaft beigetragen. Auch kann dieselbe durch die im Jahre 1890 ins Leben gerufene „Probsteier Ackerbauschule“ nur gewinnen. An derselben wirkte in den ersten 8 Semestern Dr. Plönnis als Direktor.