Die Probstei in Wort und Bild/113

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
GenWiki - Digitale Bibliothek
Die Probstei in Wort und Bild
Inhalt
<<<Vorherige Seite
[112]
Nächste Seite>>>
[114]
Probstei in Wort und Bild.djvu
Hilfe zur Nutzung von DjVu-Dateien
Texterfassung: korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Bevor dieser Text als fertig markiert werden kann, ist jedoch noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.


Grün, Naturell- und glänzenden Blumen besetzt. Er wurde rings um den Kopf zugebunden und in die dadurch entstehende Oeffnung ein sehr mit Perlen besetzter Zierat (Achterband) angebracht. Das Haar ward mit einem kleinen Bande gebunden, an dem ein vier Ellen langes rosa-seidenes Band, unten mit Silber besetzt, befestigt war, das frei flatterte, und wallte übrigens frei über die Schultern herab. Um den Hals trug sie einen Kragen von feinem Kammertuch, in Form der Predigerkragen, nur kleiner und stark geblaut. Ihr ganzer Anzug war von feinem schwarzen Tuch (Wandt), stark mit dem besten Atlas verbrämt (Verböhrelsch), doch war der Rock auch zuweilen von schwarzem Damast, der Latz (Bostdook, auch Rump) war entweder von drap dor, drap d'argent, oder von schwarzem Sammt mit agremens (Uckermann) und silbernen Malljen, über welche eine sieben Ellen lange silberne Kette gezogen ward. Die Schürze war von feinem Kammertuch, wie der Kragen, stark geblaut. Das Leibband war schweres, schwarzes Band, unten mit Silber besetzt. In früheren Zeiten ward auch noch ein schwarzer Mantel getragen. Die Brautjungfern (Brutmähd) waren schwarz gekleidet, gingen mit entblößtem Haupte, das Haar, wie oben beschrieben, in Flechten um den Kopf gebunden und mit einem glänzenden Hinterbande geschmückt. Die Zuführer waren auch schwarz gekleidet.

Es war immer ein sehr rührender Augenblick, wenn die Braut aus dem väterlichen Hause wegfahren sollte. Kurz vorher gingen ihre Eltern langsamen Schritts in die Kistenkammer (besten Dönns) und setzten sich da ganz allein nieder. Wenn alles zur Abfahrt fertig war, ging die Braut ganz allein zu ihren Eltern, um feierlich Abschied zu nehmen. Dabei mußten die Musikanten immer den Marsch des Prinzen Eugen blasen, der etwas Langsamfeierliches hatte. Gewöhnlich zerfloß dann alles in Thränen.

Die Abfahrt mußte auch im Galopp gehen, und ebenso kamen sie im Kirchdorfe an.

Der Bräutigam kam mit seinen Zuführern zu Pferde. Sie ritten in einer Linie und in den Dörfern im Galopp. Man wählte die stolzesten, mutvollsten Rosse, und diese wurden dazu besonders gefüttert, auch hatte der Bräutigam gewöhnlich ein ganz neues Pferdegeschirr. Manches Pferd wurde bei dieser Gelegenheit zu nichte geritten.

Im Kirchdorfe bewirtete der Bräutigam die ganze Gesellschaft mit Kaffee, Wein und Branntwein mit Zucker.

Während des Trauaktes sammelte sich auf dem Kirchhofe eine große Menge Bettler, welche die Braut, sowie sie aus der Kirche trat, umlagerten, und unter welche sie mit beiden Händen Geld auswerfen mußte. Bei der Stiftung der Armenanstalt schafften wir diesen Unfug ab, und verwandelten diese Ausgabe in ein freiwilliges von den copulandis zu entrichtendes Armengeld.

Bei der Rückreise zum Hochzeitshause suchte der Bräutigam mit seinen Zuführern zuerst anzukommen. Dann stellte er sich mit ihnen ins Heckschauer. Die Braut kam an und stellte sich mit den ihrigen ihm entgegen. Nun erschien ein Schafferknecht mit entblößtem Haupte, mit einer Bouteille Wein und einem Glase, trank dem einen Zuführer zu, dieser dem andern, der letzte dem Bräutigam, dieser der Braut, welche, nachdem sie getrunken, das Glas über den Kopf werfen mußte. Eine gute Vorbedeutung, wenn es zerschmettert ward, eine schlimme, wenn es unverletzt blieb. Dann nahm ein Zuführer dem Bräutigam den Hut ab, setzte ihn der Braut auf. In diesem einzigen Augenblick hat sie die Herrschaft, hernach muß sie sich in den Willen des Mannes fügen. Sie führt den Zug ins Haus, empfängt die Glückwünsche und beginnt nun den Ehrentanz.

In der besten Dönns war nun die Aussteuer zur Schau aufgestellt. Hier waren besonders die aufgemachten Betten auffallend. Sie waren mit Kissen, die alle ihre verschiedenen Kappen hatten, welche mit farbigen Bändern zugebunden waren, so vollgepfropft, daß es durchaus unmöglich war, in sie einzudringen. Die Kisten waren verschlossen. Die Schlüssel trug eine Freundin der Braut (Kistenschlütersch) an einem gewaltigen Haken, sie tanzte mit ihnen, und verursachte ein heftiges Geräusch.