Die Probstei in Wort und Bild/109

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Die Probstei in Wort und Bild
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Probstei in Wort und Bild.djvu
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Kommt der Probsteier des Morgens bei Leuten, so sagt er zuerst: Gomorn, oder Gomorn Gott, oder Gomorn gev' us Gott, dann fragt er: All upstahn? Wat hef Ji Good's um Hann?(was habt ihr vor?) oder: Wat mackt Ji Good's? oder: All so fröh bi to döschen, to plögen. etc.

Geht er wieder von ihnen, so sagt er: Na, la't et man sacht angahn, oder: Arbeid't Ju man nich möhd (arbeitet euch nur nicht müde).

Wenn es ungefähr Zeit ist zu frühstücken: Na, is de Fröhkost all ut? oder: Hev Ji de Fröhkost all verdeent? oder: Is de Hitten bald dahn? Gegen Mittag: Na, wöll Ji nich Middag maken? Gegen Abend: Wöll Ji nich utspannen? oder: Maakt Fyrabend.

Trifft er Leute an, die zusammen sprechen, so sagt er, ohne erst zu grüßen: Prahl Ji een betjen van? Schnakt Ji een betjen van? oder: Is de Rath full? Hieraus erfolgt gewiß die Antwort: Ne, du kannst noch mit ankam'n; oder: Na, brüd't Ji ook Lüd? Sprecht ihr auch schlecht von Leuten?(Sollte diese Anrede nicht auch zuweilen in unsern gebildeten Zirkeln anwendbar sein?) Auf diese Anrede folgt die Antwort: Ei, nich doch.

Geht er Leuten auf dem Wege vorbei, so heißt es: Ook een betjen to Kark? na'n Mark? to'r Stadt?

Geht er Wäscherinnen vorbei: Na, maakt Ji't ook allto witt? Antwort: Hett jo wull keen Not. Ebenso, wenn in einem Hause rein gemacht wird.

Geht er durch die Küche: Na, maakt den Middag man gaar. Trifft er Leute bei Tische: Na, eet man tru to.

Setzt er sich zu Tische, so sagt er zu seinem Nachbarn: Sitt still. Trinkt ihm einer zu, so folgt auf: Gelt dick (es gilt dir) die Antwort mit einem Händedruck: Seeg'n Gott, welche die älteren Probsteier in Sott zu kontrahieren pflegten.

Die Eigenheiten im Dialekt haben sich außerordentlich vermindert, besonders scheinen die Dörfer Schönberg und Barsbek sich am meisten von ihnen losgemacht zu haben. Die wichtigsten lassen sich wohl auf folgende zurückzuführen.

Das lange a am Ende der Silbe wird gewöhnlich wie ä ausgesprochen.Wägen, auch Wä'n, für Wagen; afjägen, auch afjähn, für abjagen; na'n Hä'n, für nach Hagen; Nähl, für Nagel. Der Diphthong au immer wie öh. Pöhl, für Paul; blöh, für blau; Oehn, für Augen.

Wo sonst im Plattdeutschen das e lang, ja wohl gedehnt ausgesprochen wird, spricht der Probsteier es kurz aus, und verdoppelt wohl gar den Kosonannten. Von schmeißen macht der Plattdeutsche das zweite Mittelwort schmeeten; von beißen, beeten. Der Probsteier sagt schmetten, betten.

Zwischen zwei auf einander folgende Konsonannten lassen sie einen Vokal hören. Barrig, für Berg; Wullef, für Wulf; Stelleck, für Stelk; oder sie sprechen das Wort ganz anders aus, Aifen, für Erbsen.

Auch ziehen sie zuweilen mehrere Silben zusammen, antern, für antworten.

Sehr häufig lassen sie das j als Endsilbe hören, besonders für d und th, mö'j für müde, to Mo'j für zu Mute, Ra'j für Rat; auch in der Mitte der Wörter, Kinnjer für Kinder; Brojerstörp für Brodersdorf.

Das r wird im Infinitiv der Zeitwörter gewöhnlich weggeworfen, upböhn für aufheben, zuweilen für einen anderen Konsonannten gesetzt, Berr für Bette.

Bei Hauptwörtern, die sich auf s oder ß endigen, sprechen sie ein sch. Muhsch, Struhsch; auch zuweilen für die Endung ung, Oehnverschölsch für Augenverblendung.