Die Probstei in Wort und Bild/083

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Die Probstei in Wort und Bild
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Probstei in Wort und Bild.djvu
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Das Kirchdorf Probsteierhagen ist durch seine Lage auf einer Anhöhe durch die vorbeifließende Au, durch die Nähe des Hofes Hagen und durch das anmutige Gehölz, zu dem die Güte des jetzigen Besitzers jedem den freien Zutritt gestattet, ein sehr angenehmer Wohnort. Ich habe 18 glückliche Jahre in demselben verlebt, und trennte mich nur von ihm, weil heilige Pflichten es unwiderruflich geboten. Ich verließ es mit dem freudigen Bewußtsein einer segensreichen Wirksamkeit und mit der zuversichtlichen Hoffnung, daß mein Andenken in meiner ersten lieben Gemeinde im Segen bleiben werde. Ich verließ es, ohne in seinen Gräbern Ueberreste hingeschiedener Mitglieder meines Hauses zu hinterlassen, ich übersah beim Abschiede meine Lieben und, Gott sei Dank! mir fehlte kein teures Haupt. - Ich darf an mein herzliches gerührtes Andenken nur zwei wehmütige Erinnerungen knüpfen - die Erinnerung an eine sechsmonatliche schwere Nervenkrankheit, welche meine Gesundheit für mehrere Jahre erschütterte, und die Erinnerung an die unvergeßliche Abschiedsstunde. Ja, dein Andenken, meine erste Gemeinde, weicht nicht aus meinem Herzen, so lange es schlägt, und ich erfahre es noch immer mit dankbarer Freude, daß deine Liebe mir auch nach unserer Trennung blieb!

Fahren scheint eins der Probsteier Dörfer zu sein, deren Ländereien erst sehr spät urbar gemacht worden sind. Die ganze Gegend scheint Holz und Sumpf gewesen zu sein, und seine früheren Bewohner sich .mehr von der Fischerei und vom Kohlenbrennen, als vom Ackerbau genährt zu haben. Mehrere noch während meiner Amtsführung in Probsteierhagen lebende Greise haben mir sehr detaillierte Beschreibungen der vormaligen Beschaffenheit des Fahrner Feldes, und sehr umständliche Nachrichten zur Begründung jener Vermutung mitgeteilt, und es scheint nicht viel über ein Jahrhundert verflossen zu sein, seit Fahren noch einen Reichtum von Holz besaß, und Schweine da in die Mast getrieben wurden, wo jetzt die reichsten üppigsten Saaten prangen. Man kennt die Hufen noch genau, die aus Fischerkaten entsprungen sind, man bezeichnet noch die Stellen sehr bestimmt, wo Kohlen gebrannt wurden, wo Wolfsgruben waren, und mehrere alte Sagen über die frühere Geschichte dieses Dorfes werden mit einer Umständlichkeit und Uebereinstimmung erzählt, die keinen gegründeten Zweifel an ihrer Glaubwürdigkeit stattfinden lassen. In den letzten Jahren meiner Amtsführung in Probsteierhagen standen diese Ländereien, wenn ich sie gleich größtenteils zu dem leichteren Boden der Probstei zähle, auf einer der höchsten Stufen ökonomischer Kultur, die Mergelung war von fast unglaublicher Wirkung, und ich werde im nächsten Abschnitt noch Beispiele von ganz außerordentlichem Ertrag des Landes anführen, die ich hier selbst beobachtete, und welche zu den seltnern ökonomischen Erfahrungen gehören. Die Lage am See giebt diesem Dorfe manche Reize, einzelnen Hufen eine romantische Lage, und der Bauervogtshufe einen leichten und reichen Gewinn aus einer sehr beträchtlichen Rethwindung, welche bei einer Wiese hinter dem Hause beginnt, und bis an die Passader Scheide geht. Ueber diese Rethwindung sind manche zum Teil kostspielige Prozesse geführt, da die Ländereien anderer Hufen unmittelbar an den See, und so an dieses Reth anschließen; allein schon 1683 wurde diese Rethwindung durch ein Urteil der klösterlichen Obrigkeit für privatives Eigentum der Bauervogtshufe erklärt, und 1760 die Streitigkeiten darüber völlig entschieden. Ein weiter zurück bis an die Scheide des zum adeligen Gute Salzau gehörige Dorfes Stoltenberg gehender Strich Reth ist nach einem langen Prozeß durch Urteil der klösterlichen Obrigkeit von 1777 der Bauervogtshufe abgesprochen.

Passade ist durch seine Lage an einem schönen fischreichen See sehr angenehm. Danktverth giebt den Umfang dieses Sees in der größeren Breite auf 300 Ruten, der Länge nach bis Doberstorf auf 860 Ruten und die andere Länge auf 680 Ruten an, und leitet den Ursprung der Hagener Au aus dem Doberstorfer See ab, die bei Wulfsdorf wieder ausfließe. Ersteres ist wohl sehr willkürlich angenommen, da letzteres im Gegenteil gewiß ist. Der See gehört dem Kloster Preetz, dem Gute Doberstorf und dem Gute Salzau. Die vorzüglichsten Arten von Fischen