Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer/122

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Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer
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Da nun kamen sie zum Handgemenge;
Die Barone standen Reuling bei;
Doch war's mehr ein Zerren und Gedränge,
Als gerade eine Schlägerei.
Mit Gewalt erfaßt' ich meinen Alten,
Um ihn aus dem Saale wegzuthun;
August Völker wollt' die Gegner halten,
Daß sogleich sie alle sollten ruhn.
Buseck aber kam uns nachgesprungen,
Und zu allem Glück gewahrte ich,
Daß nach meinem Bruder er geschwungen
Hatt' sein Messer schon zu einem Stich.
Da stach ich ihm Eine aus der Wurzel,
Daß er auf der Treppe schlug ein Rad,
Und bei seinem unverhofften Burzel
Meinem Alten nichts zu Leide that.
Weil ihm Rabenau nun helfen wollte,
Warf ich diesen quer auf jenen hin,
Sprechend zu dem Bruder, daß er sollte
Den Barönchen ein'ge überziehn.
„O, wenn Du mir beistehst, lieber Kleiner,“
Rief mein Alter, „soll's bald fertig sein;“
„Denn von uns schlägt doch wahrhaftig Einer“
„So ein Dutzend Kerlchen kurz und klein!“
„Aber,“ sprach ich, „weil wir's könnten, eben“
„Darum, Alter, wollen wir's nicht thun,“
„Und da diesen Du genug gegeben,“
„Laß sie gehen und uns wieder ruhn!“
„Da sie sich betragen wie Banditen,“
„Muß wie solchen ihnen Recht geschehn,“
Sprach er; doch bewog ich ihn durch Bitten,
Mit mir weg bis in den Hof zu gehn.
Als jedoch auch Reuling vor der Thüre
Zähneknirschend wieder ihm erschien,
War's als wenn der Teufel in ihn führe,
Und er wollte mit Gewalt an ihn.
„Mach' mit Reuling und mit Euren Gästen —“
Rief ich deßhalb August Völker zu —
„Dich, so schnell Du kannst, hier aus den Aesten;“
„Denn es gibt doch eher keine Ruh!“
Aber meinen aufgebrachten Alten,
Bis zur Abfahrt Alles war bereit,
Von dem Gegner nun noch fern zu halten,
Das war wahrlich keine Kleinigkeit.
Dennoch ist es mir allein gelungen,
Abzuwenden drohende Gefahr,
Und es ist mir Niemand beigesprungen,
Weil ich ihm allein gewachsen war.
Endlich hatte Völker auf dem Wagen
Meines Bruders Feinde alle drei,
Und da ich sie sah von dannen jagen,
Ließ ich nun auch diesen wieder frei.
Früher hatte ich mit jenem Reuling
In der Scheuer auch schon einen Strauß,
Da er mich als einen Fuchs und Neuling
Tüchtig einmal wollte schmieren aus.
Doch er mußte bald den Kürzern ziehen,
Und nicht nur den Rücken wenden mir,
Sondern selbst bis auf die Straße fliehen;
Soweit trieb ich ihn mit dem Rappier.
Fünfmal hätte ich mich können schlagen,
Wenn ich krabbiger gewesen wär;
Hab' mich aber jedesmal vertragen,
Weil ich dieses hielt für größ're Ehr'.
Viermal ist mein Bruder losgegangen,
Und mit Freunden an demselben Tag;
Jeder hat dabei von ihm empfangen
Einen Hieb, woran er lange lag.
Kißner, Schmitz, Georgi, Degen schmissen
Tapfer auf ihn los in jenem Streit,
Und als er sie alle angeschissen,
That's ihm für den ersten herzlich leid.
Aus Studentenangelegenheiten
Habe ich mir niemals viel gemacht;
Denn es sind ja doch nur Kleinigkeiten,
Ueber die man später selber lacht.
Bei der Freunde Sing- und Trinkgelagen
War ich jederzeit fidel und gern;
Doch von Raufen, Saufen, Dirnenjagen
War und blieb ich immer lieber fern.
Dreimal aber hätte können büßen
In der Lahn ich leicht das Leben ein
Während meines Aufenthalt's in Gießen,
Doch es sollte jedesmal nicht sein.
Zwei Bekannte sah ich Wasser treten,
Als ich baden wollte in der Lahn;
Und ich frug sie, ob sie Grund da hätten,
Hörte meine Frage auch bejah'n.
Ihrem Worte glaubend sprang ich plötzlich
In die Fluth vom hohen Uferrand;
Aber unten war es mir entsetzlich,
Da ich dennoch keinen Boden fand.