Szugken

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Wappen von Wischwill

S z u g k e n

Kirchspielort am Rand des Jura-Forstes
Memelland, O s t p r e u ß e n
______________________________________________

Die ehemalige Dorfschule von Szugken


Hierarchie

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Ansichtskarte von Szugken


Einleitung

Kirche und Pfarrhaus - Ansichtskarte 2021 ©KestucioZ.Fotografija

Szugken, bis 1875 Kreis Tilsit, Ostpreußen; (1875-1920) Kreis Ragnit; (1920-1939) Kreis Pogegen; (1939-1945) Kreis Tilsit-Ragnit

Szugken ist seit 1900 Kirchspielort, vorher gehörten die Ortschaften zum Kirchspiel Wischwill.
Zur Gemeinde Szugken gehörte auch die Ortschaft Naujeningken. Szugken liegt am westlichen Rand eines großen Waldgebietes (Forst Jura). Die nächste Bahnstation war Schustern (Haltepunkt an der Kleinbahn von Pogegen nach Schmalleningken).


Name

Andere Namen und Schreibweisen


Namenbedeutung

Der Name beschreibt die natürlichen Gegebenheiten.

  • preußisch-litauisch "zuikineti" = auf Hasenjagd gehen
  • "zuikinis" = Hasenköpfe, Tulpenapfel, ein Winterapfel mit hohem Ertrag, der sich bis Februar gut lagern lässt
  • "zuikis" = der Hase, aber auch Gemeines Zittergras (bot. briza media), eine Wiesenpflanze mit braunem Stengel und braunem Köpfchen (Hasengras)


Allgemeine Information

  • Kirchdorf, 23,5 km östlich von Tilsit, 1939: 230 Einwohner[6]
Das Gemeindeamt von Szugken (2008)


Politische Einteilung

Kirchliche Einteilung / Zugehörigkeit

Evangelische Kirche

Im Dorf Szugken war bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein Bauerngrundstück von etwa 120
Morgen, darunter einige Morgen Wald, mit Wohnhaus und Wirtschaftsgebäuden aus Staatsmitteln angekauft
worden. Vielleicht eine Schenkung von Friedrich Wilhelm IV.

Damals schon sollte ein Kirchspiel gegründet und dieses Grundstück der Pfarrstelle überwiesen werden.
Der Plan wurde nicht ausgeführt, da die Mittel fehlten. Das Grundstück wurde unter Aufsicht des Landrats
von Sanden in Ragnit bewirtschaftet. Allmählich verfielen Wohnhaus und Wirtschaftsgebäude und wurden
dann anfangs der 1870er Jahre zum Abbruch verkauft, es waren schließlich nur noch Ruinen vorhanden.
So blieben nur die kahlen Ländereien übrig, die zuerst im ganzen an den Szugker Gastwirt Rubbel,
später an seinen Nachfolger Blanck für 50 Taler verpachtet wurden.

In den späteren 1870er Jahren trat dann eine Änderung ein, dass die 120 Morgen in kleine Parzellen geteilt
und an verschiedene Besitzer in Szugken verpachtet wurden, wodurch ein bedeutend höheres Resultat
erzielt wurde. So ist bis zur Gründung der Pfarrstelle ein Baukapital von 26.000 M angesammelt worden.

Im Jahre 1869 wurde in Wischwill eine zweite Predigerstelle eingerichtet und dem Pfarrer-Candidaten
Eduard Hammer jun. mit der Verpflichtung übertragen, in der Schule Szugken jeden zweiten Sonntag
Gottesdienst zu halten und sonst seinem alternden Vater zu helfen.
Zugleich wurde er Ortsschulinspektor über alle Schulen des Kirchspiels. Das Gehalt (1.200 M und
freie Station) hatte der Vater zu zahlen. Von 1874, wo Hammer sen. emeritiert wurde, bis 1891
verwaltete Hammer jun. das Kirchspiel allein. Den 1.Dezember 1891 wurde dann Predigerkandidat
Georg Wittke aus Insterburg (später Pfarrer in Schmalleningken und Lasdehnen) hier als Hilfsprediger
angestellt, wieder mit der Verpflichtung, in Szugken alle 14 Tage Gottesdienst zu halten.

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Die ev. Pfarrkirche zu Szugken

Auf Georg Wittke folgte Prediger Schednikat bis zum 1.November 1894, sodann Prediger Schnoeberg, der nach der am 1.April 1900 erfolgten Gründung des Kirchspiels Szugken mit der kommissarischen Verwaltung der Pfarrstelle betraut wurde, er hat fortan jeden Sonntag in Szugken Gottesdienst zu halten. Die Wahl der Gemeinde-Organe war bereits auf Veranlassung des Konsistoriums im Februar 1900 erfolgt.

Die ev. Pfarrkirche zu Szugken im Stil der Backsteingotik (2008)

Zu dem am 1.April 1900 ins Leben getretenen Kirchspiel Szugken sollten alle Ortschaften westlich von Wischwill mit Ausnahme von Pagulbinnen gehören. Die Baltupöner erhoben gegen die Einpfarrung nach Szugken Protest und gaben vor, dss sie nach Wischwill einen viel bequemeren, auch fast näheren Weg hätten. Diesem Protest schlossen sich die beiden Antgulbinner Besitzer an.
In der am 19.Oktober 1900 in Wischwill abgehaltenen Sitzung der vereinigten Gemeinde-Organe, an der Konsistorialrat Poseger aus Königsberg und Oberregierungsrat Schuster aus Gumbinnen teilnahmen, wurde die Rückpfarrung der beiden Dörfer beschlossen. Der Kirchengemeinde Szugken wurde für den Wegfall der Einnahmen in diesen beiden Dörfern eine Entschädigung von 5.000 M aus dem Vermögen des Pfarrwitwen-Instituts bewilligt. Infolge von Beschwerden, die von einigen Szugkern gegen Schnoeberg wegen Besuches der Gasthäuser erhoben waren, auch deswegen weil dieser vorgab, in Szugken keine passende Wohnung zu finden, daher weiter in Wischwill wohnen müsse, wurde er nach Mehlauken versetzt. An seine Stelle kam von Dronszehm Prediger Lozereit, der dann zum Pfarrer gewählt wurde. Er baute erst das Pfarrgehöft, das er 1904 bezog, dann die Kirche, die 1907 durch den Generalsuperintendenten Braun, Königsberg, geweiht wurde. Die Muttergemeinde Wischwill stiftete zur Einweihung einen silbernen Abendmahlskelch. Als Lozereit 1911 nach Neukirch ging, trat dann Pfarrer Adomat aus Maruhnen, Kreis Ragnit gebürtig, ein treuer und friedliebender Mann, an seine Stelle. Da er zum Pfarrer in Mehlauken gewählt ist, wird bei seinem Fortgang Februar 1918 eine längere Vakanz eintreten.

Zugehörige Ortschaften

Zum Kirchspiel Szugken gehörten 1912 folgende Ortschaften:

Adomischken, Augsgirren Dorf u. Forst, Bäuerlich Nausseden, Erbfrei Nausseden, Groß Szagmanten, Heydebruch, Hoch Szagmanten, Jura Oberförsterei, Klein Szagmanten, Köllmisch Nausseden, Krakischken, Lindicken, Motzischken, Naujeningken, Nausseden Forst, Schäferei Nausseden, Schustern Dorf u. Forst, Sokaiten, Szagmanten, Szugken, Tautischken, Weszeningken, Woidballen.

Kirchenbücher

Die Bestattungen und Trauungen von Szugken sind bei Archion verfügbar

  • Bestattungen 1915-1944
  • Taufen 1900-1944
  • Trauungen 1915-1944

siehe: Kirchbuchbestände Kreis Pogegen

Situation der Kirche in Szugken 2006

Die schöne Kirche von Szugken ist einigermaßen heil durch den Krieg gekommen. In der sowjetischen Zeit ist sie auf unterschiedliche Art und Weise genutzt und deshalb notdürftig instand gehalten worden. Auf den ersten Blick sieht die Kirche intakt aus, doch der Eindruck täuscht. Die Dächer von Turm und Kirchenschiff sind defekt. Es müssen dringend fehlende Dachziegeln ersetzt werden. Vielleicht hat auch der Dachstuhl bereits Schaden genommen.
Seitdem der neugotische Backsteinbau von der katholischen Kirche in Obhut genommen worden ist, werden Instandsetzungsarbeiten durchgeführt. Die Schäden im Mauerwerk wurden bereits ausgebessert. Auch defekte Fenster wurden ersetzt. Für den Innenausbau wurde eine Zwischendecke eingezogen. Der Raum unter der Zwischendecke wurde bereits soweit hergerichtet, dass die Heilige Messe gefeiert werden kann (Stand 2006).

Innenausbau der Kirche in Szugken. Man schaut in die östliche Richtung
zu den beiden Fenstern im oberen Teil der Chorwand. (2006)

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Im Erdgeschoss der Kirche von Szugken wurden bereits Bänke aufgestellt.
Man schaut nach Osten auf den fensterlosen unteren Teil der Chorwand. (2006)

Friedhof

Lage

Der alte Friedhof liegt direkt bei der Kirche.

Lage des Friedhofs in Szugken im Messtischblatt


Standesamt

Szugken gehörte 1888 zum Standesamt Szugken. Die Standesamtsunterlagen von Szugken sind verschollen.

Bewohner


Schule

Fotos der ehemaligen Schule

2021

2021 ©KestucioZ.Fotografija
2021 ©KestucioZ.Fotografija
2021 ©KestucioZ.Fotografija
2021 ©KestucioZ.Fotografija
2021 ©KestucioZ.Fotografija
2021 ©KestucioZ.Fotografija

Diese Bilder wurden freundlicherweise von Kęstutis Zdanevičius zur Verfügung gestellt.

Gedenktafel für Vilius Gaigalaitis

Am alten Schulgebäude von Szugken wurde für Dr. Vilius Gaigalaitis (1870 - 1945, dt. Wilhem Gaigalat) eine Gedenktafel angebracht.
Wilhelm Gaigalat wurde 1925 zum Leiter des ev. Konsistoriums im Memelland gewählt. Da Gaigalat sich schon seit langer Zeit für die litauischen Interessen eingesetzt hatte, weigerten sich die deutsche Gruppe und der größte Teil der Pfarrer, ihn als Präsidenten anzuerkennen. 1933 trat Gaigalat zurück und danach begann ein harter Lituanisierungskurs in der evangelischen Kirche des Memellandes. Das Foto von der Gedenktafel am Schulhaus von Szugken (unten) wurde 2008 aufgenommen.

Gedenktafel für Vilius Gaigalaitis an der alten Schule in Szugken (2008)

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Die alte Volksschule mit Gedenktafel in Szugken (2008)


Verschiedenes

Memeler Dampfboot

Memeler Dampfboot vom 10.08.1933

Ergebnisse zu den Wahlen der Gemeindeorgane im Kreise Pogegen

Szugken: Gemeindevorsteher wurde Besitzer Georg Staschull, erster Schöffe Besitzer Hermann Zieh, zweiter Schöffe Besitzer Otto Gehlhaar und Ortskassenrendant Besitzer Hermann Sperling.


Memeler Dampfboot vom 04.03.1937

Das Memeltierchen von Szugken

Vor etwa fünfzig Jahren wohnte in dem Dorfe Szugken ein taubstummer Töpfer. Seine ware gehörte zu den besten Erzeugnissen der damaligen Dorftöpferei und fand guten Absatz. Wer bei ihm einmal gekauft hatte, blieb sein ständiger Kunde. Diesen oder jenen seiner besten Kunden überraschte der taubstumme Meister zuweilen mit einer seltenen Zugabe. Es war dies ein 25 Zentimeter langes, 15 Zentimeter großes, vierbeiniges Phantasietierchen, kunstfertig geformt und tadellos gebrannt. Der Kopf glich dem eines Flusspferdes, der Rumpf dem eines Schweines und der waagerecht gehaltene Hals zeigte eine Mähne nach Löwenart. Bekannt war dieses Gebilde unter dem Namen „Memeltierchen“. Es ist im Juragebiet auch heute noch, allerdings äußerst selten, anzutreffen. Nun trug es sich einmal zu, dass ein Zoologe aus Mitteldeutschland diese Gegend durchreiste und bei einem Gastwirt einkehrte, der Besitzer eines solchen Memeltierchens war. Überrascht schaute er auf diesen seltenen Fund und je eingehender er ihn betrachtete, desto größer wurde sein Interesse an diesem einzigartigen Tierchen. Schließlich fragte er seinen Gastgeber, ob er ihm nicht etwas Näheres über dieses rätselhafte Gebilde sagen könne. Und der Gastwirt, der gerne etwas aufzuschneiden pflegte, im übrigen aber ein sehr spaßiger gewitzter Herr war, erzählte ihm nun allen Ernstes, dass die hiesige Bevölkerung eine uralte Überlieferung kenne, nach welcher ein solches Tierchen in uralter Zeit an der Memel, aber auch nur an der Memel, tatsächlich gelebt habe, und dass dieses tönerne Memeltierchen von dem genannten Töpfer genau und gewissenhaft nach der Beschreibung durch die ältesten Dorfbewohner geformt worden sei. Der Fremde war über diese Mitteilung sehr erfreut, und als er seine Herberge verließ, schied er in dem festen Glauben, hier eine wichtige zoologische Entdeckung gemacht zu haben. Ein paar Monate darauf aber brachte eine mitteldeutsche Zeitschrift die Nachricht von einem rätselhaften, vermutlich schon längst ausgestorbenen Tierchen am Memelstrom.


Icon Literatur.jpg Literatur

  • Hans-Erhardt von Knobloch (aus Riedelsberg bei Wischwill im Memelland) „Die evangelische Kirchengemeinde Wischwill“, ein Sonderband mit der Sammlung alter Unterlagen und den Hinweisen vieler Zeitzeugen


Karten

Rechts nördlich der Memel (Fluss) auf der Schroetter Karte 1802, Maßstab 1: 160 000
Oben links auf der Schroetter Karte 1802, Maßstab 1: 160 000


Szugken auf der Schroetterkarte Blatt 13, (1796-1802), Maßstab 1:50 000
© Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz


Groß Szugken im Preußischen Urmesstischblatt Nr. 67, 1861
© Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz
Klein und Groß Szugken mit Umgebung im Preußischen Urmesstischblatt Nr. 67, 1861
© Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz


Klein Groß Szugken im Preußischen Urmesstischblatt Nr. 67, 1861
© Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz


Szugken im Messtischblatt 0899 Szugken (1915) mit den Gemeindegrenzen von 1938, Maßstab 1:25000
© Bundesamt für Kartographie und Geodäsie


Skizze aus der Gemeindeseelenliste von Szugken aus den 1950er Jahren, (c) Bundesarchiv
Skizze aus der Gemeindeseelenliste von Szugken aus den 1950er Jahren, (c) Bundesarchiv


Internetlinks

Teilauswertung zu Szugken: Memelland, OFB

Zufallsfunde

Oft werden in Kirchenbüchern oder anderen Archivalien eines Ortes Personen gefunden, die nicht aus diesem Ort stammen. Diese Funde nennt man Zufallsfunde. Solche Funde sind für andere Familienforscher häufig die einzige Möglichkeit, über tote Punkte in der Forschung hinweg zu kommen. Auf der folgenden Seite können Sie Zufallsfunde zu diesem Ort eintragen oder finden. Bitte beim Erfassen der Seite mit den Zufallsfunden ggf. gleich die richtigen Kategorien zuordnen (z.B. über die Vorlage:Hinweis zu Zufallsfund).


Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis

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Quellen

  1. Schroetterkarte (1796-1802) 1 : 50 000© Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
  2. Preußisches Urmesstischblatt Nr. 67, 1861 © Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz
  3. Dietrich Lange: Geographisches Ortsregister Ostpreußen einschließlich des Memelgebietes, des Soldauer Gebietes und des Reg.-Bez. Westpreußen (1919-1939)
  4. Amtsblatt des Memelgebietes vom 01.09.1923
  5. Amtsblatt des Memelgebietes vom 29.12.1923
  6. Dietrich Lange: Geographisches Ortsregister Ostpreußen einschließlich des Memelgebietes, des Soldauer Gebietes und des Reg.-Bez. Westpreußen (1919-1939)
  7. Dietrich Lange: Geographisches Ortsregister Ostpreußen einschließlich des Memelgebietes, des Soldauer Gebietes und des Reg.-Bez. Westpreußen (1919-1939)