Bransrode

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Bransrode Schrift.JPG



Hierarchie


Ausflugslokal Petri in Bransrode am Hohen Meißner, 1952

Einleitung

Der Eingang zum Ausflugslokal Petri in Bransrode

Drei Kilometer südlich von Weißenbach liegt am nördlichen Steilhang des Meißners die Bergbausiedlung Bransrode in einer Höhe von 620 - 640 m. Die Ortschaft bestand aus fünf Häusern und der Werksanlage eines Basaltsteinbruchs. Bransrode war früher ein selbständiger Gutsbezirk und gehörte zum Kreis Eschwege. Bei der Aufhebung der Gutsbezirke im Jahre 1928 wurde es vom Kreis Eschwege gelöst und mit dem nächstgelegenen Dorf Weißenbach verbunden. Heute wirkt die Siedlung einsam und verlassen.

Allgemeine Informationen

Eine beliebte Ausflugsgaststätte wurde lange Zeit von Emanuel und Philippine (Mano und Bine) Petri betrieben. Für die vier Petri-Mädchen Irmtraut, Brunhilde, Lore und Gudrun war, wie für alle Bransröder Kinder, der Schulbesuch nicht einfach. Bei Wind und Wetter mußten sie morgens die etwa 2 ½ km lange und abschüssige Straße nach Weißenbach runterlaufen. Noch anstrengender war der Heimweg, denn da ging es steil bergan, und es gab sogar Kinder die bis zum Steigerhaus am Friedrichsstollen laufen mußten.
Die Mädchen und Jungen, die am Unterricht der Mittelschule Großalmerode teilnahmen, sind sogar 4 ½ km bis zum Bahnhof Trubenhausen gelaufen. Nach dem Krieg wurden auch nach Bransrode Flüchtlinge eingewiesen und die Einwohnerzahl soll angeblich bis auf 50 Personen angestiegen sein.

Politische Einteilung

Bransrode auf dem Messtischblatt Bad Sooden-Allendorf, 1919

Kirchliche Einteilung / Zugehörigkeit

Bransrode gehört ab 1928 mit Weißenbach, Dudenrode und Hilgershausen zum Kirchspiel Dudenrode. Langjähriger Pfarrer nach dem Krieg war Rudolf Schlunk aus Kassel, der im Pfarrhaus Dudenrode wohnte. Der Kirchgang für die Bransröder war beschwerlich, denn sie mussten über die „Rinne" am „Bühlchen", Wasserhäuschen und Kriederdenkmal vorbei zur mittelalterlichen Steinkirche am Weißenbächer Kirchrain laufen. Heute wird das Kirchspiel Dudenrode vom Pfarrer aus Orferode mitbetreut.

Name

Jahr Ortsbezeichnung Jahr Ortsbezeichnung
Logo Leerstelle.jpg 1463Logo Leerstelle.jpg Brandsrad Logo Leerstelle.jpg 1592Logo Leerstelle.jpg Brantzrod
Logo Leerstelle.jpg 1466 das Brandeßraid Logo Leerstelle.jpg 1594 Branßroda
Logo Leerstelle.jpg 1471 daz Brandestroid Logo Leerstelle.jpg 1646 das Brandeßroth
Logo Leerstelle.jpg 1583 auf das BrandsrodeLogo Leerstelle.jpg Logo Leerstelle.jpg 1675 das BrandestroetLogo Leerstelle.jpg
Logo Leerstelle.jpg 1587 Brandesrodt Logo Leerstelle.jpg 1787 Brandeströt

Geschichte

Die Weißenbächer Waldwiesen
Eine Besonderheit in der Höhenlage waren die Waldwiesen, die im Besitz von Weißenbächer Bauern waren.
Die Wiesen waren idyllisch gelegen, doch die Heuernte und der Abtransport mit Kuhgespannen waren äußerst
mühsam.
Fast alle Feldarbeiten haben die Weißenbächer mit Kuhgespannen erledigt, nur Eberhardts, Schminkens
(Wülmens) und Seitzens (Schulzens) besaßen jeweils zwei Pferde. Außerdem hatte Stöbers Henner aus dem
Krieg den nervösen Gaul Sultan mitgebracht, der sich zwar brav mit einer Kuh vorspannen ließ, manchmal
aber recht schreckhaft war. Der Zuchtbulle stand bei Schminkens Peter und gedeckt wurde vor dem
Spritzenhaus in der Ecke zur hohen Mauer, wobei die Dorfkinder voller Verwunderung zuschauten.
Als der Bulle später im Oberland bei Eberhardts stand, hat Gustav die Kinder immer weggejagt.

Bransrode auf einer alten Karte

Bergbau Bransrode

Erstes Zechen- und Verwaltungsgebäude nach dem 2. Weltkrieg [1]
Das Verwaltungsgebäude der Ilse Bergbau GmbH in Bransrode

Bis 1929 wurde in Bransrode Braunkohlenbergbau betrieben. 1920 wurde ein Dampfkraftwerk errichtet, das in der schwierigen Nachkriegszeit Eschwege mit Strom versorgen sollte. Als es aber 1924 gelungen war, die Eschweger Werrakräfte voll in den Dienst des städtischen Elektrizitätswerks zu stellen, wurde das Bransroder Werk zunächst nur noch zu Spitzenstromerzeugung genutzt und Ende 1926 ganz still gelegt (Prof. Ulrich).

Aus der Zeit des Bransroder Kohlebergbaus ist bis heute ein Industriedenkmal besonderer Art erhalten geblieben. Vom Kirmesweg nach Laudenbach kann man im Gelände noch gut der Verlauf der ehemaligen Bremsbahn, meist einfach „Rutsche” genannt, erkennen. Die 1871 abgelegte, eingleisige Bremsbahn verband bis etwa 1900 den Bransroder Wilhelmsstollen mit der Kohlenverladestation im Tal vor Uengsterode. Bis heute haben die dort stehenden Häuser die Ortsbezeichnung „an der Rutsche”. Auf halber Höhe hatte die Bremsbahn eine zweite Spur als Ausweichgleis. Wenn ein voller Wagen herunterfuhr, zog er zugleich einen leeren Wagen bergauf.
In die östliche Richtung nach Eschwege und Allendorf mußte die Kohle weiterhin mit Pferd und Wagen verfrachtet werden.

Im Bransroder Stollen wurde bis zum Jahre 1929 Braunkohle abgebaut. Hier waren im Jahre 1923 etwa 200 Bergleute beschäftigt, die eine maximale Jahresförderung von rund 95.000 Tonnen erbrachten. Für Förderung und Transport zum Bahnhof Laudenbach hatte man eine elektrisch betriebene Kettenbahn erbaut. Von 1918 bis Ende 1926 verheizte man die Kohle teils in den Kesseln des Bransröder Elektrizitätswerkes, einem kurzlebigen Zweigbetrieb der Stadtwerke Eschwege. Die übrige geförderte Kohle war und blieb der Hauptbrennstoff für die Industriebetriebe von Henschel in Kassel bis zum Kaliwerk an der Werra. 1920 war Bransrode von der Wintershall AG übernommen worden.

Die Notjahre unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg erweckten den Meißnerbergbau zu neuem Leben. Die „Ilse Bergbau GmbH“, aus der Lausitz stammend, erwarb aufgrund erfolgreicher Bohrungen am Westhang des Meißners südlich der alten Bransroder Baue das Fiskalische Braunkohlen-Bergwerk und begann 1946 mit dem „Max-Bähr-Stollen” im Nordostfeld den Tiefbau.

Im Zuge weiterer Bohrungen in der mittleren Mulde entdeckte man 1947/48 am Grebestein ein mächtiges Flöz und begann hier mit der Gewinnung im Tief- und Tagebau. 1948 übernahm die „Bergwerk Frielendorf A.G.” pachtweise den Betrieb. Sie und ihre Rechtsnachfolgerin, die „Bubiag” und die „Elektr. Licht- und Kraft-Anlagen A.G.” betrieben den Braunkohlenabbau im Tiefbau Grebestein sowie in den Tagebauen Grebestein-Ost und Kalbe bis Ende März 1974. Die Stillegung erfolgte wegen Absatzmangels.

Steinbruch

Das sogenannte „gelbe Haus" in Bransrode
Im Hintergrund: Blick ins Weißenbach-Tal. Im „gelben Haus" wohnten die Familie Helmut Schott und die Familie Helmut Dippel. Aenne Dippel war mit Rolf Oriwald verheiratet, Sohn Harry (Harold) Oriwald ist in jungen Jahren am Langen Hain tödlich verunglückt. Das gelbe Haus wurde abgebrochen.

1927 wurde in Bransrode das Basaltwerk Georg Köhler errichtet. Für den Abtransport des Gesteins konnte ab 1929 nach Schließung des Bergwerks die Seilbahn nach Laudenbach genutzt werden. Die Bahn wurde 1919 errichtet und beförderte zunächst nur Braunkohle, ab etwa 1929 nur noch Basalt. Die Länge der Seilbahn betrug 3,5 km, insgesamt gab es 26 Holzstützen, die 1951 nach und nach gegen Eisenstützen ausgewechselt wurden. Die Bahn war mit 75 Gehängen bestückt und blieb bis 1972 in Betrieb, 1984 erfolgte die Demontage der Seilbahn. Über den „Kirmeswg" zwischen Weißenbach und Laudenbach und über die Landstraße im Laudenbachtal waren hohe Eisengitterbrücken gegen Steinschlag gespannt.

Durch den Basaltabbau war bei Bransrode eine hohe Felswand entstanden, die vom Tal besonders eindrucksvoll wirkte und quasi das Wahrzeichen der nördlichen Meißneransicht war. Die großen Kammersprengungen im Bruch wurden vorher angekündigt und vom gegenüberliegenden Heiligenberg konnte man das Spektakel genau beobachten. Inzwischen ist die Felswand des Steinbruchs von Abraumhalden fast völlig verdeckt und vom Tal kaum mehr zu erkennen. Der Basalt-Übertageabbau wurde in Bransrode bis 2003 betrieben. Im Rahmen des Weiterbaus der A 44 im Werra-Meißner-Kreis wurde der Basaltabbau jedoch wieder aufgenommen.
Das Gelände des Steinbruchs gehört übrigens zur Gemarkung Frankershausen (Gemeinde Berkatal).

Naturwunder

Der Name Bransrode verrät, daß bei der Anlage des Wilhelms- und des Bransröderstollens ein Waldstück gerodet wurde. Aber auch der erste Teil des Namens ist berechtigt, denn seit mindestens 150 Jahren brennt die Braunkohle im Inneren des Berges, und alle Versuche, während des Betriebs des Bergbaues, den Brand zu ersticken, sind gescheitert.

Es ist ein schwelendes Feuer. Über der Kohle liegt eine 50 m dicke Basaltschicht, die klüftig ist. Durch die Spalten und Risse des Gesteins erhält das Feuer so viel Sauerstoff, daß sich die Glut langsam weiter fortfressen kann. Die Brandstelle liegt neben dem Steinbruch, zeitweise sind schon die Rauchgase im Bruch zum Vorschein gekommen. Man kann an die Stellen herantreten, an denen eine dünne Rauchsäule aus der Erde aufsteigt. An Regentagen verstärkt sie sich und weithin riecht es nach verbrannter Braunkohle, man könnte sagen, es ist der typische Meißnergeruch. Man sieht auch ausgebrannte Stellen.

An den Rauchstellen wachsen Moose, und wenn man zwischen die Steine, die da liegen, greift, hat man ein feuchtwarmes Gefühl. Dr. Pfalzgraf, der frühere Rektor der Mittelschule Witzenhausen, hat die Brandstellen genau untersucht. Er hat zwischen den Steinen im Sommer wie im Winter eine Temperatur von 34 Grad gemessen. Es bleibt an diesen Stellen auch kein Schnee liegen. Außerdem hat Dr. Pfalzgraf festgestellt, daß an den Austrittsstellen atlantische Moose wachsen, die es sonst in Deutschland nicht gibt. Der Wind muß die Sporen dieser Moose von den Westküsten Europas herangetragen haben, und sie scheinen hier die ihnen zusagenden Lebensbedingungen gefunden zu haben. Ungefähr 4 km von dieser Stelle entfernt gibt es am östlichen Steilabfall des Meißners bei Schwalbental ebenfalls eine Brandstelle, die Stinksteinwand genannt wird.

Bransroderstollen

Belegschaft des Kohle-Bergbaus in Bransrode
Info-Tafel am Braunkohle-Stollen in Bransrode
Portal des Braunkohle-Stollen in Bransrode

Icon Literatur.jpg Literatur

  • Manfred Lückert, „Der Meißner", Ein Leben mit dem Berg, Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza, 1. Auflage 2011, ISBN 978-3-86777-180-1
  • Karl Kollmann, „Frau Holle" und das Meißnervorland, Verlag F.W. Cordier, Heiligenstadt, 2. erweiterte Auflage 2012, ISBN 978-3-939848-32-5
  • Waldemar Küther, Historisches Ortslexikon des Landes Hessen, Kreis Witzenhausen, Marburg 1973, ISBN 3 7708 04961

Adressbücher

Bibliografie

Verschiedenes

Compgen-Metasuche.png nach dem Ort: Bransrode

Weblinks

Die Datenbank FOKO sammelte und ermöglichte Forscherkontakte. Seit Frühjahr 2018 ist der direkte Zugriff durch automatisierte Abfrage nicht mehr möglich.

Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis

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Quellen, Einzelnachweise

  1. In der provisorischen Werkstatt neben dem Haus wird ein Förderhunt repariert.
    Dieses Haus steht am Anfang des Forstweges von Bransrode zum Viehhaus. Das Haus stand Ende der fünfziger Jahre leer, wurde dann von J.-H. Müller-Schirnhaus, dem Leiter des Steinbruchs Bransrode, zum eigenen Bedarf ausgebaut. Er bewohnte dieses Haus mit seiner Frau bis er nach Buchholz, Kreis Winsen (Luhe), übersiedelte. Der Steinbruch gehörte zu der alten schlesischen Bergbaufirma Giesches Erben. Heute befindet sich das Haus in Privatbesitz und wird von der Besitzerin,einer Frau Meyer, noch hin und wieder als Wochenendhaus genutzt (Auskunft Peter Reuss aus Hausen).